Rapper in Niederlanden wegen Sexismus geächtet

Der algerischstämmige Rapper Boef darf auf einigen Festivals nicht mehr auftreten, nachdem er junge Frauen als Huren beschimpft hat. Auch Radiosender wollen seine Songs nicht mehr spielen. Ist diese soziale Ächtung gerechtfertigt?

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De Volkskrant (NL) /

Mit Debatte ist viel erreicht

Die Kolumnistin Elma Drayer findet in De Volkskrant, dass der Boykott von Sendern und Festivals zu weit geht, denn mit der öffentlichen Debatte über das Thema ist bereits viel erreicht:

„Man sollte nicht die Augen davor verschließen, was junge Frauen mit Migrationshintergrund erzählen. Sie erkennen in der Tirade von Rapper Boef genau die Moral, mit der sie oft in ihren eigenen Gemeinschaften konfrontiert werden: Entweder bist du Madonna oder Hure. Denn wehe, dir fällt es ein, dir das zu erlauben, was dein Bruder sich problemlos erlauben darf. ... Diese jungen Frauen verdienen unsere bedingungslose Unterstützung. ... Am Ende wird das, was Rapper Boef getan hat, ein Segen sein. Noch nie zuvor gab es so viel Empörung über die Doppelmoral, die er wie kein anderer ausdrückte. Und noch nie zuvor wurde diese so deutlich entlarvt.“

De Morgen (BE) /

Kritik ist scheinheilig

Die Kolumnistin und Aktivistin Samira Atillah prangert in De Morgen die Doppelmoral in der Debatte um die sexistischen Sprüche des Rappers an:

„Man muss sicher begrüßen, dass auf einmal jeder Moralapostel spielt, wenn es um Frauenrechte geht. Aber die selektive Empörung ist erstaunlich. ... Wer etwa die [populäre TV-Show] De Slimste Mens [Der klügste Mensch] sieht, der hört einen geschmacklosen, frauenfeindlichen Spruch nach dem anderen. ... Die Boef-Debatte hat auch einen netten rassistischen Zug. Überall können die Moralritter sich nun offen auslassen gegenüber Marokkanern, Algeriern und Muslimen - aber man schweigt etwa zur Sprache des weißen [flämischen Bestsellerautors] Herman Brusselmans. Flandern leidet eindeutig unter einem selektiven Säuberungsdrang. Doch wer sich für Frauen einsetzt, muss konsequent sein.“