Israel-Iran-Konflikt: Greifen die USA ein?
"Vielleicht, vielleicht auch nicht", sagte US-Präsident Donald Trump zu einem möglichen militärischen Angriff der USA auf den Iran. Zugleich kündigte er aber auch an, dass innerhalb von einer Woche etwas Großes passieren werde. Während Trump bei der Frage nach einem Kriegseintritt seines Landes vage bleibt, hat Irans Oberster Führer Ali Chamenei den USA für den Fall ihres Eingreifens gedroht. Die Medien bewerten die Lage.
Netanjahus Kalkül scheint aufzugehen
Der israelische Premier erwartet offenbar, dass die USA militärisch eingreifen, meint Jutarnji list:
„Trump zeigt totales Unverständnis der geopolitischen Lage: Nachdem Israel autonom entschieden hat, den Iran anzugreifen, war er zuerst zurückgerudert. Er bot erst Unterstützung an, als er die Möglichkeit eines Sieges sah. ... Netanjahu gehört zu den Staatsmännern, die ihn [Trump] so gut durchschaut haben, dass er eine solche Entwicklung voraussah. Jede Wette, dass Netanjahu über ein Ende der Angriffe gar nicht nachgedacht hat – überzeugt davon, dass sein Kalkül aufgehen wird und die USA dem Iran letztlich mit Angriffen drohen, ja vielleicht sogar angreifen würden.“
Ganz ein anderer Krieg als der in Gaza
Der israelische Schriftsteller Etgar Keret sieht in El País einen großen Unterschied zwischen den beiden Kriegen Israels:
„Diese iranischen Raketen erinnern mich daran, dass es im Gegensatz zu dem unnötigen und brutalen Krieg, den Netanjahu in Gaza sinnlos verlängern will, andere Kriege gegen reale und mächtige Feinde gibt, die eine echte Bedrohung für unsere Existenz darstellen; und in diesen Feindstaaten gibt es Millionen unschuldiger Menschen, die ebenfalls voller Angst die Explosionen neben ihren Häusern hören. Wir sitzen also hier, zusammengekauert vor unserer Wohnungstür, ein Mann, eine Frau und unser Kaninchen, und wir alle drei hoffen, dass wir den einen Krieg gewinnen ... und den anderen Krieg endlich beenden.“
Nur Amerika kann das Atomprogramm gefährden
Israel ist auf Washingtons Militärstärke angewiesen, betont Webcafé:
„In den vergangenen Jahren war die israelische Armee ständig im Einsatz und hat eindeutig gezeigt, dass sie in der Lage ist, langwierige militärische Konflikte zu führen, und zwar an mehreren Fronten gleichzeitig. Nur waren diese asymmetrisch, gegen nichtstaatliche Akteure. ... Ein Konflikt mit dem 90-Millionen-Einwohner-Land Iran hat eine andere Dimension und erfordert weitaus mehr Ressourcen. ... Israel hat die Grenze erreicht, an der es dem iranischen Atomprogramm ernsthaft Schaden zufügen kann, ohne Truppen zu entsenden. Die einzig verbleibende Möglichkeit, die tief in den Untergrund eingegrabenen Nuklearanlagen dauerhaft zu zerstören, sind Raketen, die nur die US-Streitkräfte besitzen.“
Entmenschlichtes Spektakel
In der Medienberichterstattung geht die menschliche Komponente völlig verloren, beklagt Phileleftheros:
„Jede Seite verbreitet ihre eigene Wahrheit, indem sie ihr eigenes Publikum kultiviert. Und die Bilder, die übertragen werden, enthalten immer seltener das menschliche Element. Als ob es keine Toten gäbe, als ob nicht Menschen ihre Ηäuser verlassen müssten. Israel und der Iran beschießen sich gegenseitig mit Raketen, aber das vorherrschende Bild ist eine Art Feuerwerk. Und in Gaza sahen wir hauptsächlich Gebäudetrümmer, als wäre es eine Szene aus einem Film. ... Das Fehlen der menschlichen Komponente in den Bildern des Krieges macht es den Kriegsherren leichter, den Glauben zu kultivieren, den sie vermitteln wollen. ... Der Krieg wird wie ein weiteres Spektakel konsumiert.“