Casado soll Spaniens Konservative erneuern

Der Parteitag der konservativen Partido Popular (PP) hat mit Pablo Casado einen Vertreter des rechts-konservativen Flügels zum neuen Parteichef gewählt. Der 37-Jährige beerbt Mariano Rajoy, der Anfang Juni durch ein Misstrauensvotum als Premier gestürzt worden war. Sind seine Rezepte die richtigen für Spaniens größte Oppositionspartei?

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El Mundo (ES) /

Neue Kraft für alte Werte

Die zwischenzeitlich in Vergessenheit geratenen Grundkonzepte der Konservativen werden von Casado wieder energisch verfochten, lobt El Mundo:

„Mit dem eindeutigen Sieg von Pablo Casado hat sich die PP für ihre ideologische Wiederbewaffnung entschieden und beginnt damit, ihre Grundprinzipien wieder zu erlangen. ... Der Einsatz für die spanische Einheit, die Verteidigung der Verfassung, die Aufwertung der Familie, das Plädoyer für eine weniger interventionistische Wirtschaft und niedrigere Steuern: All diese von Casado in seiner Siegesrede angeführten Ideen sind Teil des ideologischen Schatzes der PP, die nun vom neuen Anführer verfochten werden. Die Zeit wird zeigen, ob die Partei richtig gewählt hat. Die Spanier brauchen jedenfalls eine Stärkung derjenigen Parteien, die als Grundfesten eines Systems von Recht und Freiheit für alle stehen.“

El País (ES) /

Modernisierung sieht anders aus

Mit altbackenen Forderungen hat die PP keinen Platz in der modernen spanischen Demokratie, findet hingegen El País:

„Es ist unmöglich, zum Abtreibungsgesetz von 1985 zurückzukehren, das Gesetz zur Vergangenheitsbewältigung in Frage zu stellen oder die Folgen der Franco-Diktatur zu ignorieren. Ebenso unmöglich ist es, das Schulfach Katholische Religion wieder ins Zeugnis aufzunehmen, übertriebenen Zentralismus zu verteidigen oder Milde gegenüber der Korruption walten zu lassen. Es gibt keine politische Nische dafür, die von der demokratischen Gesellschaft erkämpften Fortschritte zurückzunehmen. ... Die spanische Demokratie braucht eine andere konservative Partei. Die PP war und ist eine wichtige Säule der spanischen Politik. Sie sollte es bleiben, indem sie sich modernisiert.“