Was bedeutet der 20. August für Ungarn?

Die Ungarn gedenken am heutigen Montag der Staatsgründung durch König Stephan I., der am 20. August 1083 heiliggesprochen wurde. Er war der erste christliche König der Ungarn, seine Krone schmückt das Staatswappen des Landes. Ungarische Kommentatoren bewerten den Feiertag sehr unterschiedlich.

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Magyar Hírlap (HU) /

Verteidigung des christlichen Europas

Im seit 2012 geltenden ungarischen Grundgesetz steht zu Recht, dass die Ungarn seit der Staatsgründung durch den heiligen Stephan Teil des christlichen Europas sind, betont das regierungsnahe Blatt Magyar Hirlap:

„Wir sind stolz darauf, dass 'unsere Nation seit Jahrhunderten Europa im Kampf verteidigt und mit ihrem Talent, ihrem Fleiß die gemeinsamen Werte vermehrt hat'. Das können wir heute im August 2018 nur wiederholen, da Europas Kultur, Lebensform und Institutionen, wie Familie, Kirche und Nation, die auf christlichen Werten beruhen, von außen - und leider auch von innen - immer entschiedener angegriffen werden. Diese Kräfte wollen den Europäern ihre Familie, ihre Religion, ihre Geschlechtsidentität, ihre Nationalität und ihre Kultur rauben, um aus ihnen gesichtslose, identitätslose, Multikulti-Massenmenschen zu formen, die leicht von außen zu steuern und zu versklaven sind.“

Népszava (HU) /

Orbán will Stephans Erbe umkehren

Zwar ging Stephan I. deutlich grausamer vor, als die heutigen ungarischen Politiker, doch führte er die Ungarn immerhin in die richtige Richtung, urteilt die regierungskritische Tageszeitung Népszava:

„Niemand kann behaupten, der erste ungarische König hätte die Stämme mit friedlichen Mitteln zum Geist der Nation bekehrt. ... König Stephan zwang die Ungarn mit Gewalt in die europäische Gemeinschaft. Die heutigen Machthaber wollen die Nation jetzt in die entgegengesetzte Richtung steuern. Auch sie sind gewalttätig, obwohl ihre geheimen und offensichtlichen Methoden sanfter sind als das Vierteilen oder das Gießen von Blei in die Ohren. ... Die Geschichte hat Stephan Recht gegeben. Aber wir brauchen nicht noch einmal 1.000 Jahre Leiden, um festzustellen, dass sie Viktor Orbán nicht Recht geben wird.“