Niederlande: Ist die neue Frauenquote richtig?
Die Niederlande müssen nach einem Beschluss des Sozial- und Wirtschaftsrats (SER), wichtigstes Organ der Tarifpartner, großen Unternehmen eine Frauenquote auferlegen. 30 Prozent aller Posten in den Aufsichtsräten sollen von weiblichen Mitgliedern besetzt sein. Eine umstrittene Entscheidung.
Kitt für eine starke Gesellschaft
De Volkskrant begrüßt den Schritt:
„Ein drastischer Ansatz ist notwendig. Nach Jahren der guten Vorsätze und leeren Versprechungen sind noch immer nur 12,4 Prozent der Vorstände der 5.000 größten Unternehmen weiblich, in Aufsichtsräten sind es 8,4 Prozent. ... Gegner, die sagen, dass Frauen bei derlei Regelungen nur als Quotenfrauen eingestellt werden, zeigen vor allem, dass sie besonders wenig Vertrauen haben - in sich selbst oder in die Qualitäten ihrer Kolleginnen. Das zeigt, dass sie nicht die dringende Notwendigkeit erkennen, die Gesellschaft zusammenzuhalten - mit einem inklusiven Arbeitsmarkt und einer breiten Basis für das, was in den Vorstandsetagen beschlossen wird.“
Der Staat muss sich raushalten
Das geht deutlich zu weit, klagt hingegen De Telegraaf:
„Diese Form von Staats-Zwang ist unerwünscht. Wer will nun die Quoten-Frau sein? Und warum muss ein Platz [in einem Aufsichtsrat] leer bleiben, wenn es einen geeigneten Mann gibt? Der andere Teil des Vorschlags ist viel klüger. Der SER will, dass Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, selbst Ziele vorgeben. So wird man den Unterschieden zwischen Unternehmen gerecht und gibt Raum für maßgeschneiderte Lösungen. Vielleicht kostet dieses Vorgehen mehr Zeit, aber man verlagert die Verantwortung dorthin, wo sie hingehört: zu den Vorständen und nicht zum Staat. “