Wann sollte wieder Fußball gespielt werden?

Während in vielen europäischen Staaten darüber diskutiert wird, wann und unter welchen Bedingungen wieder Fußballspiele stattfinden können, haben die Niederlande als erste große Fußballnation die Saison abgebrochen. Dort protestieren nun die Klubs, einer droht sogar mit Klage. Kommentatoren diskutieren, ob der Schutz vor Covid-19 schwerer wiegt als die Funktion des Fußballs für die Gesellschaft.

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The Guardian (GB) /

Sport ist mehr als nur Spaß

Der Fußball hat eine wichtige soziale Funktion, ruft The Guardian in Erinnerung:

„Fußballfan zu sein, ist mehr als nur eine persönliche Obsession. Man geht in einem gemeinsamen Projekt mit Tausenden anderen Anhängern auf. In vielen englischen Städten, von Barnsley bis Sunderland, gehören Fußballvereine zu den wichtigsten sozialen Institutionen. Sie vermitteln nicht nur ein Gefühl von Bürgerstolz, sondern auch eine Art kollektive Hoffnung oder kollektives Streben. Und weil größere politische und soziale Projekte sowie Identitäten in den vergangenen Jahren in Auflösung begriffen waren, ist das Gefühl der Solidarität, das von Institutionen wie Fußballclubs geboten wird, immer wichtiger geworden.“

El País (ES) /

Gesundheit hat Vorrang

Die spanische Profiliga hat einen Plan ausgearbeitet, wie Training und Spiele schnell wieder beginnen könnten. Es gibt Wichtigeres, erinnert El País:

„Erstens, und von höchster Priorität, sollte es die Regierung sein, die über das Wann und Wie der Wiederaufnahme der Spiele entscheidet - und zwar einzig und allein aus gesundheitlichen Überlegungen, andere Argumente zählen nicht. Solange die Pandemie ganze Wirtschaftszweige stilllegt, gibt es keinen Grund, einen Rückschlag zu riskieren, indem man im Fußball verfrüht zum Alltag zurückkehrt.“

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Vor leeren Rängen geht es vor allem ums Geld

Es ist die Abhängigkeit von Werbegeldern, die Klubs zu Geisterspielen drängt, meint die Neue Zürcher Zeitung:

„Wenn Promotoren über die Vermarktung des Fussballs reden, ist das Fernsehen im Spitzenrang klassiert. Von dort stammt in den grossen Ligen das grosse Geld – über 50 Prozent der Einnahmen in der Premier League, über 40 in Italien und Spanien, über einen Drittel in Deutschland. ... Dass die Bundesliga immer konkreter auf Geisterspiele drückt, ist mit deren Abhängigkeit von den Medienpartnern zu erklären. Besser Geisterspiele als gar nichts, sagten die Verantwortlichen am Donnerstag an einer Medienkonferenz. Ob die Klientel während Wochen bei der Stange bleibt und sich die Geisteratmosphäre in den Arenen erstens für die Fernsehanstalten und zweitens für die Klubs rechnet, ist offen.“