Wie sollte Ungarn an Vertrag von Trianon erinnern?

Ungarn gedenkt am 4. Juni der Unterzeichnung des Vertrags von Trianon 1920. Nach dem Ersten Weltkrieg musste das Land zwei Drittel seines Gebiets abgeben, in der Folge lebte ein Viertel der ungarischen Muttersprachler außerhalb der neuen Grenzen. Die Regierung Orbán hatte den Gedenktag nach ihrem Amtsantritt 2010 eingeführt - Anlass für Kommentatoren, über deren Gedenkpolitik zu reflektieren.

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Új Szó (SK) /

Historische Vielfalt nicht vergessen

Das extra zum Jahrestag fertiggestellte Denkmal der nationalen Einheit in Budapest gibt einige Aufschlüsse über die Gedenkpolitik der Regierung, findet Új Szó:

„Ironischerweise wird an den historischen ungarischen Staat mit Hilfe der einsprachigen [ungarischen] Siedlungsnamendatenbank erinnert, die von Anfang des 20. Jahrhunderts stammt und eine der Ursachen war für die ethnischen Spannungen, die zum Zerfall des Landes massiv beitrugen. … Man kann nur hoffen, dass zum Denkmal bald ein vernünftiges Besucherzentrum hinzukommt, das den Besuchern, die sich für die zwei- oder dreisprachigen Namen der Gemeinden, ihre wirkliche Geschichte und heutige Realität interessieren, Hilfe und ein reales Bild anbieten kann.“

Magyar Nemzet (HU) /

Wir haben uns nicht unterkriegen lassen

Der Vertrag von Trianon sollte aus nationaler Perspektive nicht nur als Trauma wahrgenommen werden, meint der regierungsnahe Publizist Miklós Szánthó in Magyar Nemzet:

„Im Vertrag von Trianon steckte ein sehr konkreter Plan: die Vernichtung Ungarns. Man hat das damals als Offensichtlichkeit betrachtet, und auch so geplant, dass das Land wegen nie begangener Sünden zu einer unerfüllbaren Wiedergutmachung verpflichtet und nicht überleben wird - verstümmelt, seiner natürlichen und physischen Infrastruktur sowie seiner Bevölkerung entzogen. … Wir können das Trauma von Trianon als einen der schwersten Schicksalsschläge Ungarns betrachten (was es zweifelsfrei auch ist). Wir können es aber auch als eine Herausforderung sehen, die wir gemeistert haben: Es ist nicht gelungen, uns von der Karte auszuradieren.“