Kroatien: Plenković führt Konservative zum Sieg

Die konservative Regierungspartei HDZ hat die Parlamentswahl in Kroatien klar gewonnen. Sie kam auf 68 der 151 Mandate, wie die Staatliche Wahlkommission in Zagreb in der Nacht zum Montag mitteilte. Die oppositionellen Sozialdemokraten (SDP) errangen 43 Sitze. Drittstärkste Kraft wurde mit 15 Mandaten die neue nationalistische Heimatbewegung. Wie schaffte Premier Plenković diesen eindeutigen Sieg?

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Novi list (HR) /

Wunsch nach Sicherheit entscheidet Wahl

Mit dem Wahlslogan 'Sicheres Kroatien' traf die Regierungspartei HDZ in Zeiten von Corona einen Nerv, glaubt Novi list:

„Der Grund für den Triumph der HDZ wird in den nächsten Tagen analysiert werden, doch manche Dinge scheinen sicher. Etwa, dass die Wähler in großer Zahl das unterstützt haben, was das Wahlkampfmotto der HDZ war - ein sicheres Kroatien. Die Lage im Land ist schwierig. Die Corona-Krise ist trotz aller Erwartungen nicht vorbei, sondern man kann davon ausgehen, dass sie über das Jahresende hinaus anhält. Außerdem hat Corona nicht nur der kroatischen, sondern der gesamten Weltwirtschaft schweren Schaden zugefügt. ... Die Wähler honorierten die Art, wie die HDZ und die Regierung den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Aspekt dieser beispiellosen epidemiologischen Krise gemanagt haben.“

Jutarnji list (HR) /

HDZ ist zur Zentrumspartei geworden

Indem er die politische Mitte besetzt hat, hat Premier Plenković seine Partei zum Sieg geführt, meint Jutarnji list:

„Plenkovićs Fehler (Langsamkeit) und Tugend (Beharrlichkeit) haben dazu geführt, dass die HDZ leise und trotz aller innerer Widerstände Richtung Mitte gerückt ist. ... In diesen Wahlen hat Plenković endlich seine sehr engagierte und tödliche rechte Opposition besiegt und die linke dorthin verwiesen, wohin sie vom Niveau der Vorbereitung und Klarheit ihres Programms her hingehört: an den Rand. Dadurch wurde er, mathematisch gesehen, der erfolgreichste Chef der HDZ nach Tuđman und die HDZ bekommt die Chance, das Land fast ein Jahrzehnt kontinuierlich zu führen.“

La Stampa (IT) /

Heimatsänger bedient nationalistische Sehnsucht

Dass die nationalistische Heimatbewegung des Schlagerbarden Miroslav Škoro künftig in Kroatiens Politik mitreden wird, gibt La Stampa zu denken:

„Ein umstrittener ehemaliger Sänger, der sich in der Politik recycelt hat und Bannerträger der nationalistischsten Rechten ist, könnte das Zünglein an der Waage der nächsten Regierung in Kroatien sein. ... Aber wer ist Miroslav Škoro? Den Kritikern zufolge ist er ein Radikaler, der gegen Migranten und Abtreibung wettert und seine patriotischen Lieder dem ehemaligen General Ante Gotovina widmet, dem Hardliner der Jugoslawienkriege, der den Schrecken des Ustascha-Regimes im Zweiten Weltkrieg oft herunterspielte. Er ist eine Figur, mit der sich ein großer Teil der kroatischen Wählerschaft identifiziert, der sensibel für die Sirenen des Populismus und Nationalismus ist.“