Nicht nur im Bus: Belgiens neue Maskenpflicht

Nach wochenlangen Diskussionen gilt in Belgien seit Samstag die Maskenpflicht in Geschäften, Kinos und anderen geschlossenen Räumen. Das entschied der durch regionale Repräsentanten ergänzte Ministerrat am Donnerstagabend. In anderen Ländern, etwa Frankreich und der Schweiz, müssen Masken - wie bisher auch in Belgien - nur im Öffentlichen Verkehr getragen werden. Was verändert die Tragepflicht?

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Le Soir (BE) /

Endlich!

Le Soir begrüßt die Maßnahme:

„Wir haben hier vor drei Wochen geschrieben, dass die Maskenpflicht die beste Entscheidung wäre, die die Premierministerin und ihre Kumpanen treffen könnten. Auch wenn sie zu spät und widerstrebend kommt und trotz der verpfuschten Kommunikation, müssen wir die Tatsache, dass sie getroffen wurde, begrüßen und unseren Respekt dafür ausdrücken. ... Wir müssen wieder auf das Verantwortungsbewusstsein, die Vernunft und die Intelligenz der Bevölkerung setzen. Trotz der großen Verwirrung, die beim politischen Management der Krise in Belgien herrscht, dürfen wir nicht vergessen, dass der Maskenzwang nicht dazu dient, die Leute zu ärgern oder es dem Handel oder den Kinos schwer zu machen. Es geht darum, verantwortlich zu handeln.“

Tages-Anzeiger (CH) /

Der willkommene Gleichmacher

Wenn es keine freie Entscheidung mehr ist, wird das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes entpolitisiert, meint Philosophin Barbara Bleisch im Tages-Anzeiger:

„Der Ruf nach einer verbindlichen Freiheitsberaubung für alle dürfte sich ... damit erklären, dass die Maskenpflicht totale Gleichheit schafft. Wer eine Maske trägt, wird nun zumindest im Verkehrsmittel nicht mehr auffallen. Bis anhin war das Aufsetzen des Mundschutzes nämlich ein klares Statement: Weil kaum jemand einen trug, signalisierte man damit entweder, dass man zu einer Risikogruppe gehörte, und musste mit einem bedauernden Blick rechnen. Oder aber man legte mit der Maske ein Bekenntnis ab: Ich glaube an die Gefährlichkeit der Pandemie, ich vertraue auf die Statistik, ich gelobe, mich solidarisch zu verhalten. Ausgerechnet eine Maske hat uns bislang in unserem Befinden und in unseren Überzeugungen demaskiert.“