Macht Paris zu viel Druck beim 5G-Ausbau?

In Frankreich werden seit Dienstag die Frequenzen für die neue Mobilfunkgeneration 5G versteigert. Damit flammt auch die Debatte über Chancen und Risiken dieser neuen Technologie wieder auf. Die Grünen forderten, den 5G-Ausbau vorerst auf Eis zu legen, was Präsident Macron mit harschen Worten ablehnte. Medien fordern, nichts zu überstürzen.

Alle Zitate öffnen/schließen
Le Monde (FR) /

Legitime Fragen müssen beantwortet werden

Die Debatte über 5G wird im falschen Ton geführt, meint Le Monde:

„Diejenigen, die diese Innovation a priori nicht wollen, schließen sich schließlich denen an, die die Debatte für Zeitverschwendung halten, da die Vorteile der Technologie für alle so offensichtlich sind. In beiden Fällen enden wir mit einem unfruchtbaren 'weiter gehen, es gibt nichts zu sehen!' Es ist jedoch legitim, die wirtschaftlichen, ökologischen und sicherheitstechnischen Auswirkungen von 5G in Frage zu stellen. ... Verkehr, die Stadt der Zukunft, Produktionsmethoden: All diese Bereiche könnten sich durch 5G erheblich verändern. Mit welchen Auswirkungen auf die Umwelt? Welchen Nutzen bringt der Fortschritt den Menschen, die ihre Abhängigkeit von neuen Technologien hinterfragen? Welche Garantien gibt es zum Datenschutz? Diese Fragen müssen beantwortet werden.“

L'Obs (FR) /

Das geht alles zu schnell

Der Fortschritt ist uns unheimlich geworden, analysiert L'Obs:

„Selten hat Innovation solche Leidenschaften geweckt. Bisher bedeutete technischer Fortschritt Wachstum und Wachstum Wohlstand. Sowohl im linken als auch im rechten politischen Lager war dieses Dogma weit verbreitet. Mit der Klimakrise sind diese Gewissheiten zusammengebrochen. ... Die Welt ist sich dessen bewusst geworden, dass unser Wirtschaftsmodell uns in die Sackgasse führt, indem es die Reflexion durch Reflexe ersetzt, indem es uns mit 'technologischem Bluff' einlullt, wie [der Philosoph] Jacques Ellul es angeprangert hat. ... Wenn 5G so viele Reaktionen hervorgerufen hat, dann deshalb, weil diese Technologie das Böse verkörpert, das uns angesichts des Klimawandels lähmt. Sie stellt eine neue Beschleunigung dar, zu einer Zeit, in der wir über jede unserer Entscheidungen nachdenken müssen.“