Rumänien: Streit um Wallfahrt nach Iași

Hunderttausende Gläubige pilgern einmal im Jahr in die ostrumänische Stadt Iași, um am Grab der Heiligen Paraskeva zu beten. Wegen Corona hatten die Behörden die Wallfahrt in diesem Jahr verboten, was die Orthodoxe Kirche kritisierte. Um die aufgeheizte Stimmung zu dämpfen, erlaubte die Stadt am Mittwoch spontan Tausenden Gläubigen, die dennoch gekommen waren, den Zugang zum Grab.

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Contributors (RO) /

Geld ist wohl wichtiger als Menschenleben

Alexandru Toma Pătrașcu, Gründer der säkulär-humanistischen Vereinigung Rumäniens, wirft der Kirche auf Contributors Geldgier vor:

„Dass die Kirche nach 1990 ein wahres Touristikimperium aufgebaut und vom Staat verschiedene Hotelkomplexe kostenlos überschrieben bekommen hat, ist nur allzu gut bekannt. Die Wallfahrten sind ein Big Business. ... Doch in diesem Jahr risikieren viele Pilger wegen der Covid-19-Pandemie ihr Leben, wenn man sie an den Ereignissen teilnehmen lässt. Was für ein Dilemma für die Kirche! Soll sie lieber auf die Einnahmen oder auf einige Gläubige verzichten? Um keinen Zweifel zu lassen, hat der Patriarch selbst öffentlich erklärt, dass die Einschränkungen der Wallfahrt 'eine unangemessene, diskriminierende Maßnahme' seien. ... Es ist offenbar schwer zu akzeptieren, dass das Leben der Menschen wichtiger ist als die eigenen Bankkonten der Kirchen!“

Spotmedia (RO) /

Behörden sorgen für Chaos

Die Journalistin Magda Grădinaru erklärt auf Spotmedia, warum nun alle unzufrieden sind:

„Die Bilder aus Iași, auf denen sich Menschen ohne Masken drängen und die Vorübergehenden, die eine Maske tragen, feindlich ansehen, sind schrecklich. Abgesehen von den Provokationen zeigen sie das Drama eines Landes, in dem das Vertrauen kompromittiert ist. Doch daran ist nicht der Glaube der einen oder der Unglaube der anderen schuld, denn so lassen sich die Dinge auch nicht trennen. Spiritualität ist ja da, wo Suche, wo Dialog ist. Doch das Debakel der Behörden, das Fehlen von klaren Regeln und Normen, bei denen sich die Leute beschützt fühlen würden und nicht ausgeliefert - all das lässt Chaos entstehen.“