Abpfiff der Eishockey-WM in Belarus

Nach monatelangen Protesten hat der Internationale Eishockeyverband Belarus die Co-Austragung der WM in diesem Jahr entzogen. Die Tatsache an sich begrüßen die Kommentatoren - sind aber dennoch unzufrieden mit der Entscheidung.

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Wiener Zeitung (AT) /

Nur dank der Sportler

Kaum habe der Eishockey-Weltverband angekündigt, Belarus die WM zu entziehen, habe es allerorten Beifall gegeben, schreibt die Wiener Zeitung und kritisiert:

„Natürlich waren jetzt eh alle dafür. Im Nachhinein für etwas gewesen zu sein, das schon eingetreten ist, gehört schließlich nicht zu den allerschwierigsten Aufgaben. ... Dennoch ist das bestenfalls die halbe Wahrheit. Denn erst, nachdem namhafte Sponsoren mit Rückzug gedroht hatten, wurde der Druck so groß, dass die IIHF nicht mehr anders konnte, als Weißrussland die WM zu entziehen. Aufgebaut haben ihn aber andere, nämlich die Sportler, die den Repressionen getrotzt und auf die Missstände aufmerksam gemacht haben. Ohne ihr Drängen wäre wohl nichts passiert.“

Iltalehti (FI) /

Da musste erst der Sponsor drohen

Der Eishockeyverband schlittert von einer Peinlichkeit in die nächste, kritisiert Iltalehti:

„Lettland hat schon im Herbst erklärt, dass es die WM auf keinen Fall gemeinsam mit Belarus ausrichten wird. Der Eishockeyverband hat dennoch ärgerlich lange gebraucht, um eine Entscheidung zu fällen. Nötig war letztlich die Ankündigung des Hauptsponsors, dem Autohersteller Škoda, sich von der WM zurückzuziehen, sollte der Ausrichter nicht gewechselt werden. Es ist peinlich, dass erst die Angst vor wirtschaftlichen Verlusten den Internationalen Eishockeyverband IIHF zum Einlenken bewegte. Noch peinlicher ist es, dass der Verband sich noch immer nicht traut, von Menschenrechten zu sprechen, sondern sich bei der Entscheidung auf die 'Sicherheit' beruft.“

Ria Nowosti (RU) /

Früher hatte Sport noch Gewicht

Ria Nowosti bedauert, dass der große internationale Sport nicht mehr Politik und Wirtschaft formt, sondern umgekehrt:

„Das Hauptproblem ist, dass der große Sport - als einflussreiches globales System und gewichtiges Business - vor aller Augen zerfällt und aufhört zu existieren. Die hohen Sportfunktionäre müssen sich über die damit verbundenen traurigen Perspektiven erst klar werden. ... Die tiefe Gleichgültigkeit, mit der die Welt auf die pandemiebedingte Verschiebung der Olympiade von Tokio reagierte und die Abgestumpftheit angesichts ihrer möglichen Absage zeigt doch, wie sehr das öffentliche Interesse und das Mitgefühl für den Weltsport insgesamt nachgelassen haben. Und mit der Autorität, der gesellschaftlichen Beachtung und dem politischen Gewicht schwindet auch das Geld dahin.“