Made in Italy: Sputnik V

Italien wird voraussichtlich das erste EU-Land sein, in dem der russische Corona-Impfstoff Sputnik V produziert wird. Der italienisch-schweizerische Pharmakonzern Adienne kündigte an, den Impfstoff ab Juli in seinem Werk in Caponago in der Lombardei herstellen zu wollen – unabhängig davon, ob er eine Zulassung in der EU erhält. Kommentatoren beäugen den Vorstoß misstrauisch.

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Corriere della Sera (IT) /

Moskau setzt einen Fuß in die EU

Italien gerät ins Räderwerk zwischen Brüssel und Moskau, fürchtet Corriere della Sera:

„Die Europäische Union will vorerst ohne Moskaus Vakzin auskommen und setzt stattdessen auf westliche Produkte. Der Präsident des Europäischen Rates Michel lehnt die Ankündigungen der Russen als 'äußerst begrenzte, aber dafür sehr öffentlichkeitswirksame Operationen' ab, so auch die der italienischen Firma erteilte Lizenz. Eine Lizenz, von der selbst unsere Regierung nichts wusste. Sowohl das Wirtschafts- als auch das Außenministerium haben mitgeteilt, dass sie nicht vorab informiert wurden. Die russische Initiative, über die italienische Fabrik einen Fuß in die EU zu setzen, scheint auf politischer Ebene einige Probleme zu verursachen.“

Corriere del Ticino (CH) /

Bald steht niemand mehr für Sputnik Schlange

Noch kann Moskau Impfstoff-Politik betreiben - aber nicht mehr lange, prophezeit Corriere del Ticino:

„Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass der Zugang zu Patenten ausreichen würde, um den Mangel an Impfstoffen schnell zu beheben. In der Realität sind viele Hersteller froh, ihre Patente zu teilen, da sie nicht über die notwendigen Einrichtungen für eine Großproduktion verfügen. … So kommt es, dass Russland ein hervorragendes Produkt hat und Länder wie China und Indien um Hilfe bittet, die über die notwendigen industriellen Ressourcen verfügen. Das Bild wird sich innerhalb von drei Monaten ändern. Denn mit dem für Ende Mai geplanten Abschluss des amerikanischen Impfprogramms werden täglich zwei Millionen Dosen frei. Diese Menge, kombiniert mit den neuen Anlagen, die in Betrieb gehen werden, verspricht eine radikale Veränderung des Angebots bis zum Ende des Jahres.“