Griechenland feiert 200 Jahre Revolution

Am 25. März 1821 begann der griechische Unabhängigkeitskrieg gegen die osmanische Fremdherrschaft. Zum 200-Jahr-Jubiläum findet eine Militärparade im Zentrum Athens statt – mit Vertretern der damaligen Partnerländer Russland, Frankreich und Großbritannien, aber wegen Covid-19 unter Ausschluss der breiteren Öffentlichkeit. Den einen Kommentatoren ist das zu wenig, anderen schon viel zu viel.

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Dionellis (GR) /

...und nebenan sterben die Patienten

Eine Feier mit Pomp und Paraden ist in Zeiten einer Katastrophe grotesk, schreibt der Journalist Marios Dionellis verbittert auf seiner Website:

„Die Evzonen [Präsidialgarden] werden mit ihren Pferden wenige Meter vom Evangelismos-Krankenhaus aufmarschieren, wo intubierte Patienten außerhalb der Intensivstation sterben. Zwangsrekrutierte Ärzte werden die Mängel überdecken, die [neu gekaufte] Rafale-Kampfflugzeuge im Gesundheitssystem hinterlassen haben, während diese den Himmel Attikas zerreißen werden, und die Krankenschwestern werden fehlende Stellen in Gedanken besetzen, indem sie die Männer der polizeilichen Sonderwache zählen, die vor ihrem Fenster vorbeimarschieren. Zu einer Zeit, in der das Land in Verzweiflung versinkt, wollen uns [die Regierenden] mit Nationalstolz vollstopfen, indem sie Charles und Camilla einladen.“

Dromos tis Aristeras (GR) /

Ein wichtiger Nationalfeiertag wird degradiert

Die linke Wochenzeitung Dromos tis Aristeras kritisiert, dass just am gleichen Tag der EU-Gipfel beginnt, auf dem die griechisch-türkischen Beziehungen diskutiert werden sollen:

„Es gab keinen Versuch Athens, diesen Gipfel um ein oder zwei Tage zu verschieben. Erstens, weil die Politiker sich nicht für nationale Angelegenheiten interessieren. Und zweitens, weil sie der Symbolik hinter 'unschuldigen' Zufällen wie dem Beginn des Gipfels an diesem Datum kein Gewicht beimessen. Sie setzen den Nationalfeiertag und die besondere Bedeutung dieses Jubiläums herab, verspotten es sogar. … Um die 'gute Atmosphäre' der Diskussion und der Sondierungen mit der Türkei nicht zu verderben.“