Klima und Wasser schützen? Die Schweiz sagt Nein

Die Schweizer haben am Sonntag drei Vorlagen zum Umweltschutz abgelehnt. Sie stimmten knapp (51.6 Prozent) gegen das CO2-Gesetz und mit jeweils gut 60 Prozent deutlicher gegen eine Initiative für besseres Trinkwasser und eine Vorlage zum Verbot von synthetischen Pestiziden. Die Kommentarspalten spiegeln am Morgen nach dem Wahltag Katerstimmung.

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Blick (CH) /

Ein Scherbenhaufen

Woran die Vorlage zum Klimaschutz scheiterte, erklärt der Blick:

„[Die] Vorlage [war] zwar sorgfältig austariert, aber eben auch verkopft und verbürokratisiert mit Milliarden, die teilweise in einen Klimafonds und teilweise an alle zurückfliessen. Aber wie und wie viel genau, begriff niemand so richtig. … Das ermöglichte den Gegnern eine wirkungsvolle Angstkampagne. Der Slogan 'Autofahren nur noch für Reiche?' ist absurd, weil der Benzinpreis viel stärker schwankt als die maximal mögliche Preiserhöhung von zwölf Rappen – doch er hat funktioniert. Und schliesslich half ausgerechnet ein Teil der Klimajugend beim Todesstoss mit, weil er – wie naiv! – meint, jetzt käme ein strengeres Gesetz. … Die Schweizer Politik wird die Scherben zusammenkehren und sich etwas noch Moderateres einfallen lassen. Schliesslich hat unser Land das Pariser Klimaabkommen unterschrieben.“

Tages-Anzeiger (CH) /

Der Stadt-Land-Graben ist tief

Eine sich vergrößernde Kluft in der Bevölkerung erkennt der Tages-Anzeiger:

„Die Landschweiz begehrt auf. Einerseits war da die Angst, dass den Bauern durch eine zu schnelle und zu radikale Umstellung das Geschäft wegbricht. Aber da war noch etwas anderes, eine tiefere Kränkung. … [E]in Teil der Klimabewegung verkalkulierte sich. Mit Weltuntergangsszenarien im Kopf rief man zur Ablehnung des CO2-Gesetzes auf, weil dieses zu wenig weit gehe – in Verkennung des obersten Schweizer Politprinzips: Wenn du nicht bereit bist, einen Deal zu machen, gewinnst du gar nichts. … Nach dem 'Super-Sonntag' stehen sich zwei Schweizen gegenüber, die sich nicht verstehen, die aneinander vorbeireden. Es ist bemerkenswert, dass es hierzulande zu einer solchen Entkoppelung kommen kann, obwohl das Land derart kleinräumig ist.“