Rumänien: Plagiatsvorwürfe gegen Premier Ciucă

Der rumänische Premier und General Nicolae Ciucă steht unter Verdacht, bei seiner Doktorarbeit in Militärwissenschaft abgeschrieben zu haben. Ciucă erklärte am Dienstag, das Werk nach den damals geltenden Bestimmungen erstellt zu haben, und dass die Ethikkommission seiner früheren Uni die Dissertation prüfen solle. Die Landespresse fordert weitere Schritte und erinnert an frühere Plagiatsfälle.

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Striblea (RO) /

Ein Betrüger kann kein Land anführen

Der Journalist Cătălin Striblea schreibt in seinem Blog striblea.ro:

„Im öffentlichen Interesse kann eine Person, die das Werk einer anderen gestohlen hat, kein Land anführen. Das hat uns Herr Präsident Klaus Iohannis zigmal erklärt, als es um die Plagiate der [sozialdemokratischen] PSD ging. Wir haben bereits einen Präzedenzfall – den von Victor Ponta. Und noch aktueller, den von [Digitalisierungsminister Florin] Roman, der aus denselben Gründen aus der Regierung entfernt wurde. Man kann keinen Minister haben, der plagiiert hat. ... Denn ein Großteil in Rumänien hält nun mal Plagiate für Diebstahl.“

G4Media.ro (RO) /

Ruf auch im Ausland beschädigt

Ciucă wird die Folgen des Skandals bald europaweit zu spüren bekommen, meint Chefredakteur Cristian Pantazi auf G4Media.ro:

„Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ausländische Presse über diesen Skandal schreiben wird, so wie es im Fall von Ex-Premier Victor Ponta war oder bei westlichen Politikern, die nach ähnlichen Fällen gezwungen waren, zurückzutreten. So sind in Deutschland allein im letzten Jahrzehnt drei Minister gegangen worden: der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, die frühere Familienministerin Franziska Giffey und die frühere Bildungsministerin Annette Schavan. Wie lange wird es dauern, bis man sich in Brüssel fragt, ob ein Treffen mit einem rumänischen Premier, der des Plagiats beschuldigt wird, angemessen ist?“

republica.ro (RO) /

Angreifbarkeit schafft Abhängigkeiten

Die Plagiatsfälle in Rumänien legen auch die Schwäche der Machtstrukturen offen, meint der Philosophieprofessor Ciprian Mihali in republica.ro:

„Abgesehen von der schrecklichen Diskreditierung der rumänischen Universitäten ist jede neue Enthüllung ein neuer Schlag für das Machtsystem, das sich mit allen Mitteln verteidigt. ... Gleichzeitig ist es aber auch eine Bestätigung der Tatsache, dass dieses außergewöhnliche Netzwerk von mächtigen Leuten auf persönlichen Angreifbarkeiten beruht, die jeden völlig abhängig von den jeweils Anderen machen – unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen, in der Hierarchie aufzusteigen oder abgesetzt zu werden von dem Stuhl, auf den sie von den Anderen gesetzt worden sind.“