Athen: Journalisten in Novartis-Affäre vorgeladen

Die Strafverfolgungsbehörden in Griechenland haben die Ermittlungen gegen weitere zwei verdächtigte Politiker zu illegalen Praktiken von Novartis eingestellt. Im vergangenen Monat wurden dafür die Journalisten Kostas Vaxevanis und Ioanna Papadakou, die den Skandal aufgedeckt hatten, beschuldigt, darin verwickelt zu sein, und vor einen Sonderermittler geladen. Die Landespresse spiegelt die diametralen Perspektiven auf den Fall.

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Documento (GR) /

Die Justiz verdreht die Realität

Kostas Vaxevanis, einer der angeklagten Journalisten und Herausgeber der Wochenzeitung Documento, schreibt in seiner Zeitung:

„Etwas ist los mit der Justiz, die in widersprüchlicher Weise in den Händen eines fast parastaatlich agierenden Systems instrumentalisiert zu werden scheint. Sie verfolgt Journalisten, die den Skandal aufgedeckt haben, und verdreht die Realität in einer Weise, die nicht nur Personen, sondern auch die Demokratie bedroht. Machen wir uns nichts vor: Dieselben Zeugen oder einige von ihnen haben vor der amerikanischen Justiz dieselben Beweise vorgetragen und zu einer korrekten Verurteilung von Novartis geführt. Wie kommt es also, dass im Kolumbien des Balkans [Griechenland] mit Hilfe der Justiz die Dinge auf den Kopf gestellt werden?“

Liberal (GR) /

Alles ein Komplott gegen die Regierungspartei

Das Webportal Liberal schreibt:

„Es handelt sich um ein Komplott, das organisiert wurde, um bestimmten politischen Persönlichkeiten zu schaden. Es wurde alles getan, damit kurz vor den Wahlen 2019 Fotos von Adonis Georgiadis [Minister für Wirtschaftsentwicklung und Investitionen] und Giannis Stournaras [ehemaliger Finanzminister und Präsident der Bank von Griechenland] in Handschellen auftauchen würden. ... Der Novartis-Komplott hat eine wichtige Rolle gespielt, um die letzten Wählerinnen und Wähler, die sich selbst als Mitte-Links oder sogar als gemäßigte Linke identifizieren und die zögerten, für Nea Demokratia zu stimmen, davon zu überzeugen, dass das Land dringend einen größeren politischen Wandel braucht. … Der Fall Novartis darf nicht vergessen werden. Ein eigentümliches, natürlich trauriges 'Nie wieder', das ist es, was der Fall Novartis ist. “