Wahlen in Finnland: Ausgang völlig offen

Finnland wählt am Sonntag ein neues Parlament. Auch wenn beim großen Thema des Nato-Beitritts parteiübergreifend faktisch Einigkeit herrscht, ist fraglich, ob Premierministerin Sanna Marin ihren Posten behalten kann. Denn die rechtspopulistischen "Die Finnen" liegen in Umfragen gleichauf mit Marins Sozialdemokraten - und beide hinter der Sammlungspartei. Steht das Land vor einem Kurswechsel?

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Helsingin Sanomat (FI) /

Uns droht die Schublade ganz rechts

Durch einen Sieg der "Finnen" unter Führung von Riikka Purra bekäme das Land ein neues Gesicht, meint Helsingin Sanomat:

„Riikka Purra ist es gelungen, die Basis der Partei zu verbreitern, so dass eine große Zahl von Bürgern 'Die Finnen' aus unterschiedlichsten Gründen unterstützt. Man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Das ändert aber nichts daran, dass 'Die Finnen' in Europa in dieselbe Schublade gesteckt werden wie Estlands Ekre, Deutschlands AfD, Italiens Lega und Marine Le Pens RN-Partei in Frankreich, die im EU-Parlament zu selben Fraktion wie 'Die Finnen' gehören. In diese Schublade wird auch Finnland gesteckt, falls 'Die Finnen' gewinnen. Sollten 'Die Finnen' am Montag die größte Partei sein, wäre Finnland plötzlich ein ganz ein anderes Land.“

Iltalehti (FI) /

Alles ist möglich

Auch ein Sieg der Rechtspopulisten würde ihnen nicht automatisch den Weg an die Macht ebnen, betont Iltalehti:

„Die große Frage ist, ob die Parteivorsitzende Riikka Purra genug Parteien an einen Tisch bekommt, um ein Regierungsprogramm auszuarbeiten. Sie bräuchte die Sammlungspartei und im Prinzip auch die Zentrumspartei. Für die Sammlungspartei wäre das eine problematische Konstellation. Wie einigt man sich mit Purras 'Die Finnen' über Klimaziele, Arbeitsmigration und EU-Politik? ... Wenn Purra keine Mehrheit zustande bringt, wird es eine sogenannte blau-rote Regierung unter Führung der Sammlungspartei und der Sozialdemokraten geben. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die SDP in der Wirtschaftspolitik in die Realität zurückkehrt und die Sammlungspartei ihre Kürzungsliste zusammenstreicht.“