Prigoschin warnt vor Revolution in Russland

Wagner-Chef Prigoschin ist für seine Kritik an der russischen Militärführung bereits bekannt. Nun hat er in einem Interview selbst für ihn ungewöhnlich harte Worte gewählt: Eine unfähige Militär-Elite habe den Krieg in der Ukraine "verkackt", sodass es nun sogar zu einer Revolution kommen könnte. Worauf der Söldner-Führer nach dem Pyrrhus-Sieg in Bachmut hinauswill, beschäftigt Kommentatoren.

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Corriere della Sera (IT) /

Politische Ambitionen

Corriere della Sera geht davon aus, dass sich Prigoschin für die anstehenden Wahlen ins Gespräch bringt:

„Es sind Botschaften, die sich an das Innere des Landes richten. ... Wir befinden uns in einem Wahljahr, das sollte nicht vergessen werden. Am 10. September finden in allen Regionen sowie in Moskau Bürgermeisterwahlen statt. Eine Generalprobe für die Präsidentschaftswahl, die Anfang März abgehalten wird. Prigoschin spricht viele Wahrheiten aus. Über die Wende des Kriegs: Man habe die Ukraine auslöschen wollen und jetzt werde sie von der ganzen Welt geliebt. Man habe ihre Armee vernichten wollen und habe sie nur stärker gemacht. Aber er spricht auch viele Lügen aus: Gestern sagte er, er habe keine politischen Ambitionen.“

Maxim Trudoljubow (RU) /

Populismus, der Putin oder einem anderen dient

Hier wird der Wunsch nach einem populistischen Führer aufgebaut, kommentiert Journalist Maxim Trudoljubow auf Facebook, auch wenn nicht sicher sei, wer diese Figur schließlich sein soll:

„Dies ist erstens ein Versuch, die Schuld für das Scheitern des Kriegs auf das Verteidigungsministerium und Schoigu persönlich zu schieben. Und zweitens ein Versuch, Putin (oder Prigoschin sich selbst?) als 'guten' populistischen Führer zu relaunchen. ... Eine ziemlich durchschaubare Botschaft, denn wieder einmal wurde ein Krieg von 'ihnen' (dem Westen) begonnen und von anderen 'ihnen' (den Eliten) verloren. Beide Kräfte unterscheiden sich von Putins Figur, die mit dem Krieg nichts zu tun hat, sondern sich nur wegen der Toten grämt.“