Neuer Kanzler Merz besucht Macron und Tusk
Am Tag nach seiner Wahl ist Bundeskanzler Friedrich Merz zunächst nach Paris geflogen. Bei einem Treffen mit Präsident Emmanuel Macron wurden die zuletzt abgekühlte deutsch-französische Freundschaft und die gemeinsamen Interessen beschworen. Merz flog anschließend direkt nach Warschau zu Premier Donald Tusk, um auch mit Polen die nachbarschaftlichen Beziehungen zu pflegen. Kommentatoren ziehen Bilanz.
Das perfekte Paar
Der Deutschlandfunk ist voller Zuversicht, dass der stotternde deutsch-französische Motor wieder in Gang kommt:
„Macron, der so viel vorhatte in der EU, fand in Berlin nie den richtigen Ansprechpartner. Jetzt scheint mit Merz und Macron das perfekte deutsch-französische Paar geboren zu sein. Die beiden Männer sind sich nicht nur vom Typ her ähnlich, sondern schauen, wenn es um Europa geht, in die gleiche Richtung. Auch wenn sie nicht alles verändern können und die Erwartungen nun nicht zu hoch geschraubt werden sollten: Wenn Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen, kann sich in Europa etwas verändern.“
Zusammenarbeit im Interesse Berlins
Auch Sydsvenskan konstatiert, dass Merz und Macron auf einer Wellenlänge liegen:
„Die beiden verfügen über gute Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit. Sie teilen eine liberale Sicht auf die EU, den Freihandel und die transnationale Kooperation. Anders als die Handelskriege führenden Amerikaner. ... Aber Merz muss stärker als sein Vorgänger zu einer einigenden Kraft in der Mitte werden. ... Es liegt im Interesse Berlins, besser mit Europa zusammenzuarbeiten. Auf diese Weise kann Merz die deutsche Wirtschaft ankurbeln, die Freiheit schützen und Nationalisten von der Macht fernhalten.“
Auftakt mit ein bisschen Glanz und Größe
Corriere della Sera zitiert in diesem Zusammenhang Hermann Hesse:
„Wenn, wie ein deutscher Dichter sagte, jedem Anfang ein Zauber innewohne, dann war Merz – nach dem missglückten Start, als ihm Widersacher eine erste, symbolische Ablehnung erteilten – in Paris auf der Suche nach ein wenig Glanz, nach ein wenig unbefleckter Größe und Macron hatte leichtes Spiel, ihn zufrieden zu stellen. Auch wenn jeder deutsche Bundeskanzler seine erste Reise nach Frankreich unternimmt, wollte Merz zusätzlich in Warschau Halt machen, um zu bekräftigen, dass dort – im Weimarer Dreieck, zusammen mit den beiden Nachbarländern, die so viele historische Ereignisse mit Berlin teilen – das Herzstück seines europäischen Handelns liegen wird. Mit den Prioritäten Ukraine und Sicherheit.“