Wie gefährlich wird es zwischen Indien und Pakistan?

Indien hat Ziele im Nachbarland Pakistan und im von Pakistan kontrollierten Teil der umstrittenen Region Kaschmir angegriffen. Neu-Delhi zufolge habe man ausschließlich "terroristische Infrastruktur" beschossen. Islamabad hingegen spricht von 31 getöteten Zivilisten und kündigte Vergeltung an. Die neue Eskalation des langjährigen Konflikts folgt auf einen Terroranschlag auf Touristen im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs.

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news.bg (BG) /

Noch ist Deeskalation möglich

Die Art des indischen Angriffs auf Pakistan lässt news.bg Hoffnung bewahren:

„Der indische Militärschlag wurde nicht gegen pakistanische Militärziele geführt (anders als im Konflikt zwischen Iran und Israel im vergangenen Jahr). Die indische Luftwaffe führte ihn aus dem eigenen Luftraum aus, ohne in pakistanisches Gebiet einzudringen. Das heißt, die 'Operation Sindoor' ist zwar ein weiteres Element in Richtung wachsender Spannungen zwischen Neu-Delhi und Islamabad, aber immer noch der Versuch einer kontrollierten, nicht groß angelegten Eskalation. Nun kommt es darauf an, wie Pakistan darauf reagieren wird.“

Helsingin Sanomat (FI) /

Alarmierende Drohung mit Flussblockade

Der Zugang zu Wasser könnte in künftigen Kriegen eine große Rolle spielen, reflektiert Helsingin Sanomat:

„Der Indus ist für die pakistanische Wirtschaft, Landwirtschaft und Energieerzeugung von entscheidender Bedeutung. Modi droht damit, den Wasserfluss über die Grenze nach Pakistan zu stoppen. … Indiens Drohung ist gravierend. Ein Wasserkonflikt wäre für Pakistan eine viel ernstere Krise als isolierte militärische Zusammenstöße und Terroranschläge. Der Umgang mit Wasserressourcen ist von geopolitischer Bedeutung. Indien hat zwar nicht die unmittelbaren technischen Mittel, um den Abfluss des Indus nach Pakistan zu blockieren, aber die Drohung zeigt, worüber in Zukunft Kriege in anderen Teilen der Welt geführt werden könnten.“

Polityka (PL) /

Modi wird Krise innenpolitisch nutzen

Der Konflikt kommt Modi politisch gelegen, meint Polityka:

„Der Westen behauptet offiziell, Indien sei ein wichtiges demokratisches Gegengewicht zu Peking in Asien. Näher an den Tatsachen wäre das Eingeständnis, dass Neu-Delhi seine Innenpolitik seit einem Jahrzehnt auf religiöse und ethnische Polarisierung und das Schüren von Hass gegen Muslime ausgerichtet hat. Dies wiederum überzeugt die Bürger immer weniger, sodass sie Modi bei den Parlamentswahlen im letzten Jahr die gelbe Karte zeigten und ihn zwangen, eine Koalitionsregierung zu führen. Die neue Kriegssituation liefert dem Premier Argumente, um Kritiker zum Schweigen zu bringen und Sondermaßnahmen zu ergreifen.“

The Spectator (GB) /

Atomare Eskalation möglich

Es besteht die Gefahr, dass der Konflikt außer Kontrolle gerät, mahnt The Spectator:

„Beide Länder haben seit ihrer letzten Konfrontation im Jahr 2019 ihre militärischen Kapazitäten erheblich ausgebaut. Die beiden atomar bewaffneten Nachbarn haben drei Kriege gegeneinander geführt – 1948, 1965 und 1971 – und sind seit ihrer Unabhängigkeit mehrfach aneinandergeraten. Die von beiden Staaten beanspruchte Region Kaschmir ist dabei ein ständiger Brennpunkt. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass in dieser unvorhersehbaren und gefährlichen Situation besonnene diplomatische Stimmen die Oberhand behalten und alles getan wird, um eine weitere Eskalation des Konflikts zu verhindern. Die Gefahr, dass diese Krise in einen umfassenden Krieg mit möglicherweise atomaren Waffen eskaliert, ist durchaus real.“

Kirill Schulika (RU) /

Epoche der Instabilität bricht an

Blogger Kirill Schulika beschreibt auf Facebook eine globale Tendenz:

„Was Indien und Pakistan betrifft, müssen wir einen umfassenden Prozess der Zerstörung der Weltordnung konstatieren, die nach dem Kalten Krieg entstanden war. Dieser Prozess läuft nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt. Schaut euch an, in welche Bewegung Afrika geraten ist. ... Deshalb wundert euch nicht, es kann an allen Brennpunkten losgehen, auch auf der koreanischen Halbinsel. Die Epoche der weltweiten Instabilität lässt niemanden in Ruhe. ... Die Stabilität ist weg, Turbulenzen haben begonnen. Ein durchaus vorhersagbarer und zugleich überraschender Lauf der Geschichte.“