Zypernkonflikt: Eklat um Einladung lässt tief blicken

In Zypern ist eine politische Kontroverse entbrannt, nachdem Süleyman Uluçay, der in der besetzten Stadt Famagusta als gewählter Bürgermeister fungiert, zu einer Anti-Besatzungsveranstaltung im Nachbarort Deryneia eingeladen wurde. Nach Protest zyperngriechischer Parteien und anderer öffentlicher Stimmen sagte Uluçay seine Teilnahme an der Veranstaltung ab. Sie sollte am Jahrestag der Eroberung Famagustas durch die türkische Armee 1974 stattfinden.

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Kathimerini (CY) /

Verpasste Chance

Der Eklat um Uluçay zeigt strukturelle Probleme auf, meint Kathimerini Cyprus:

„Die Entscheidung, Süleyman Uluçay, den sogenannten Bürgermeister von Famagusta und Zyperntürken, der sich lautstark über das türkische Vorgehen in Varosha geäußert hat, zu einer Veranstaltung einzuladen, auf der die türkische Besatzung verurteilt wird, hat erhebliche politische Bedeutung. Im Idealfall hätte dieser Schritt eine symbolträchtige Geste sein können, zumal Nikosia versucht, den Dialog über das Zypernproblem nach sechs Jahren der Abwesenheit wieder aufzunehmen. ... Es ist offensichtlich, dass das derzeitige politische System nicht funktioniert. Aktive Bürger müssen zusammenkommen und eine standfeste Einigung darüber erzielen, wie die Zypernfrage angegangen und die politische Landschaft entsprechend umgestaltet werden soll.“

Cyprus Mail (CY) /

Wohlfeile Empörung

Cyprus Mail findet die Reaktionen bezeichnend:

„Die Aufregung und der Lärm waren unnötig, aber diese Rhetorik der Empörung ist das, was die Hardliner-Parteien und -Kommentatoren seit 50 Jahren praktizieren. Sie haben zum Zypernproblem nichts Anderes zu bieten als unerbittliche Negativität und Panikmache. Alles muss negativ dargestellt, als inakzeptabel, als Bedrohung, als Provokation, als Ungerechtigkeit, als Versuch, den zyperngriechischen Interessen zu schaden, betrachtet werden. .... Selbst einfache Dinge wie die Teilnahme eines türkisch-zyprischen Bürgermeisters an einer Anti-Besatzungsveranstaltung werden als Anlass für Empörung und Entrüstung gesehen. Was hätte es geschadet, wenn Uluçay am Samstag an der Veranstaltung teilgenommen hätte? Nichts.“