In Schweden grassiert die Bandenkriminalität

Die Gewaltspirale mit Schießereien und Toten in mehreren schwedischen Städten eskaliert weiter - trotz Maßnahmen der bürgerlichen Regierung. Seit Anfang September sind im Raum Stockholm-Uppsala sieben Menschen erschossen worden. Das jüngste Opfer ist ein Teenager, der vergangene Woche in einem Stockholmer Vorort getötet wurde. Das Problem wurde zu lange vernachlässigt, kritisiert die Landespresse.

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Dagens Nyheter (SE) /

Ausstiegswilligen endlich wirksam helfen

Kinder und Jugendliche, die aus der Bandenkriminalität aussteigen wollen, werden allzu oft im Stich gelassen, bemerkt Dagens Nyheter:

„Kleinere Kommunen haben weder die Ressourcen noch die Kompetenz zur Bewältigung dieser Aufgabe. ... Hinzu kommt die rigide Altersgrenze: Gezielte Hilfseinsätze wegen einer ernsthaften Bedrohungslage gibt es erst für Kriminelle ab 18 Jahren. Das passt schlecht zu einer Realität, in der immer mehr Minderjährige schwere Gewaltverbrechen begehen. Ihnen bleiben oft nur zwei Möglichkeiten: noch tiefer in die Gewaltspirale einzusteigen oder selbst Zielscheibe von Vergeltung zu werden. Die Gesellschaft muss eine dritte Alternative anbieten können.“

Aftonbladet (SE) /

Marshallplan gegen Gewalt muss her

Nur mit massiver Hilfe für die bislang von Hoffnungslosigkeit geprägten, vor allem von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnten Kriminalitäts-Hotspots ist dem Problem langfristig beizukommen, ist Aftonbladet überzeugt:

„[Schöne Worte] oder härtere Strafen reichen nicht aus. Es wird einen 'Marshallplan' für die Vororte brauchen, mit gezielten Ressourcen für Schule, Vorschule und Sozialdienst, mit Jobangeboten und Wohnungen. Im Haushaltsplan der Regierung, der am Mittwoch vorgelegt werden soll, sind solche Investitionen aber leider nicht zu sehen. Stattdessen werden nun die Budgets der Gemeinden gekürzt. Man rate einmal, was daraufhin passieren wird.“

Göteborgs-Posten (SE) /

Justiz braucht schärfere Zähne

Angesichts sehr niedriger Aufklärungsraten bei tödlichen Schießereien muss der Staat neue Mittel erwägen, meint Göteborgs-Posten:

„Derzeit wird die Möglichkeit von anonymen Zeugen untersucht. Möglicherweise gibt es auch Änderungen am Kronzeugensystem, die darauf abzielen, die Strafe zu verkürzen, wenn sie Informationen über andere bereitstellen. Das ist gut. Aber Schweden ist für diese Art von unglaublicher Gewalt, die aufgrund von Naivität und politischer Passivität entstanden ist, einfach nicht gerüstet. Die Bandenkriminalität hat sich über Jahrzehnte durch unverantwortliche Einwanderungspolitik, politische Vernachlässigung und Relativierung festgesetzt und es wird wahrscheinlich Jahrzehnte dauern, bis sie beseitigt wird.“

Aftonbladet (SE) /

Schuld sind immer die anderen

Die bürgerliche Regierung schiebt die Verantwortung für die Probleme auf ihre Vorgängerin, kritisiert Aftonbladet:

„Erkennen Sie den Slogan 'Schuld sind die Sozis'? Die einzige Reaktion der Regierung - jedes Mal, wenn sie bei einer weiteren Aufgabe versagt hat: der Dieselpreis, die Nato-Mitgliedschaft, die Stromsubvention oder die Lebensmittelpreise. Es ist immer jemand anderes verantwortlich. ... Nach der heutigen [Dienstag] Regierungserklärung im Reichstag kann der Liste ein weiteres Wahlversprechen hinzugefügt werden: Bandengewalt. In der Rede sprach der Premier über Probleme, 'die sich im Parlament über einen langen Zeitraum entwickelt haben'. Die Lösung dauert ewig. Die Operation 'Erwartungen herunterspielen' ist im Gange. Aber so klang es vor der Wahl nicht.“

Dagens Nyheter (SE) /

Deeskalation hilft langfristig den Krawallmachern

Schwedens Polizei muss bei Krawallen härter durchgreifen und Gewalttätige direkt am Tatort in Gewahrsam nehmen, findet Dagens Nyheter:

„Die Maßnahmen und strategischen Entscheidungen der Polizei können kurzfristig dazu führen, dass eine Situation eskaliert oder nicht. Aber auf lange Sicht bedeutet jede Entscheidung zum Rückzug, dass anständige Menschen in gefährdeten Gebieten von Vandalen als Geiseln gehalten werden, die keinen Respekt vor ihren Nachbarn haben. In einer Situation, in der die Parallelgesellschaften und ihre jeweiligen Wertesysteme zunehmend zementiert werden, ist es kontraproduktiv und gefährlich, wenn die Polizei nachgibt und damit die Gewalttäter gewinnen lässt.“