Labour-Chef will Neuanfang für Großbritannien

Der britische Oppositionsführer Keir Starmer hat auf dem Labour-Parteitag in Liverpool versprochen, im Falle seines Sieges bei der voraussichtlich 2024 stattfindenden Wahl "ein Jahrzehnt der nationalen Erneuerung" in Gang zu bringen. Neue Wohnungen sollten gebaut werden, Energie sollte vergünstigt und das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden, kündigte er in einer Rede an. Was ist von diesen Versprechen zu halten?

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The Daily Telegraph (GB) /

Nichts als Plattitüden

The Daily Telegraph zeigt sich von Starmers Rede unbeeindruckt:

„Es fehlt ihr an Details und sie war vielfach inhaltsleer. Starmer sagte, dass Labour den NHS [das nationale Gesundheitssystem] wieder auf die Beine bringen müsse und es ohne Reformen nicht weitergehen könne. Die Frage bleibt nur, wie das geschehen soll. Wieder einmal scheint Labours Antwort darin zu bestehen, einfach mehr ausgeben zu wollen. Das Geld soll von reichen Ausländern kommen, die stärker besteuert werden sollen. Es ist Geld, das bereits Dutzenden anderen Projekten versprochen wurde. ... Gut möglich, dass bis zu den nächsten Wahlen mehr als ein Jahr vergeht und Starmer im nächsten Herbst eine weitere Parteitagsrede halten muss. Sie wird detailliertere Pläne und weniger Plattitüden enthalten müssen.“

The Times (GB) /

Aufregend unaufgeregt

The Times erhofft sich von Starmer vor allem Zuverlässigkeit:

„Sir Keir Starmer ist kein geborener Schauspieler wie Tony Blair oder ein Witzbold wie Boris Johnson. Aber genau das macht ihn für viele Menschen attraktiv. Er ist wie dein Bankmanager, Buchhalter oder Anwalt. Und auch wenn er in Sachen Redekunst vielleicht nicht das Haus zum Toben bringt, so lässt sein zurückhaltendes Auftreten darauf schließen, dass er sich nicht dazu verleiten lassen würde, in den Irak einzumarschieren oder während eines Lockdowns an einer illegalen Party in Downing Street teilzunehmen. In seiner gestrigen Parteitagsrede klang Starmer wie ein Premier im Wartestand - vielleicht etwas langweilig und managerhaft, aber daran ist nichts auszusetzen.“