Ungleichheit und Klimakrise: Zwei Aspekte, ein Problem?

Einer neuen Oxfam-Studie zufolge ist der CO2-Fußabdruck von 12 Milliardären so groß wie der von 2,1 Millionen Haushalten. Das reichste Prozent der Menschheit – dazu zählt laut Oxfam, wer mehr als 140.000 Dollar pro Jahr verdient – verursacht so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die ärmsten zwei Drittel. Kommentatoren diskutieren, was man aus dieser Erkenntnis folgern sollte.

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Milliyet (TR) /

Keine Rettung ohne soziale Gerechtigkeit

Dass die kleinen Leute für die Ignoranz der Reichen zahlen, ärgert Milliyet:

„Nach den Forschungsergebnissen ist der CO2-Fußabdruck der reichsten 1 Prozent größer als derjenige der ärmsten 66 Prozent. Mit anderen Worten: Die superreiche Elite verschmutzt die Welt unverhältnismäßig stark. Wir tragen die Konsequenzen. Während die Reichsten tun, was sie wollen, wird der Rest ständig vor der Klimakrise gewarnt: Verzichtet auf Plastiktüten, kauft Elektroautos, schont die Umwelt, spart Wasser. ... Die Welt hat kein Klimaproblem, sie hat ein Milliardärsproblem. Das Problem kann nicht gelöst werden, ohne das System zu beseitigen, das diese Milliardäre hervorbringt, und ohne für Gerechtigkeit in der Klimafrage zu sorgen.“

Irish Examiner (IE) /

Verschmutzer-Elite stärker besteuern

Auch Irish Examiner erkennt eine doppelte Krise:

„Die Studie verweist darauf, wie das oberste Prozent der Superreichen vom Klimawandel unberührt sein Leben führt und so für 16 Prozent aller CO2-Emissionen im Jahr 2019 und damit für unermessliches Leid und bis zu einer Million Hitzetoten verantwortlich war. ... Hier zeigt sich eine doppelte Krise, denn Ungleichheit und Klimawandel scheinen sich gegenseitig anzuheizen. Wenn die Welt des Problems Herr werden möchte, muss gegen beides vorgegangen werden. Eine hohe Vermögenssteuer für Superreiche und eine Übergewinnsteuer für Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, wären ein guter Ausgangspunkt, um sowohl die Ungleichheit als auch Klimaproblematik zu bewältigen.“

Sydsvenskan (SE) /

Staaten und Firmen müssen handeln, nicht Einzelne

Die von Oxfam angestoßene Debatte verschiebt den Fokus auf Nebenschauplätze, kritisiert Sydsvenskan:

„Es sind Staaten, die das Pariser Abkommen einhalten müssen, nicht Einzelpersonen. Es sind Unternehmen, Branchen und Technologien, die sich ändern müssen. Die Ungerechtigkeiten im Zusammenhang mit der Klimakrise sind allgemein bekannt. Deshalb sieht das Pariser Abkommen vor, dass der Übergang gerecht und sozial nachhaltig sein muss. ... Oxfam will eine Diskussion über eine Klimabesteuerung der Reichsten anstoßen – statt den Fokus ganz auf wirksame Maßnahmen gegen Emissionen, Klimaanpassung und Hilfen für die Betroffenen zu legen.“