Kyjiw will Wehrpflichtige zur Heimkehr drängen

Auslandsvertretungen der Ukraine dürfen Männern zwischen 18 und 60 Jahren keine Pässe mehr ausstellen. So sollen Hunderttausende dazu gedrängt werden, in ihr Heimatland zurückzukehren – und sich so nicht mehr der Einberufung entziehen können. Ukrainische Kommentatoren streiten darüber, wie sinnvoll diese Maßnahme ist.

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NV (UA) /

Kleinliche Rache

Für den Blogger Serhij Fursa, der in NV schreibt, zeigt die Entscheidung reinsten Populismus:

„Diese Maßnahmen werden keinen Mann, der sich während des Kriegs für das Ausland entschieden hat, zur Rückkehr zwingen. ... Außerdem sind nicht alle durch die Theiß geschwommen, viele sind legal dort. Daher ist die Wirksamkeit dieser Maßnahme gleich null. Doch der Staat setzt sie trotzdem um und das auch noch mit Genuss. Er konzentriert sich darauf, anstatt unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, die zu Ergebnissen führen würden. ... Das ist eine kleinliche Rache. Und Populismus. Denn der Staat zeigt, dass er sich an jenen rächt, die ausgereist sind, was wiederum jenen, die geblieben sind, Freude bereiten sollte. Er spielt mit den dunklen Seiten der menschlichen Natur.“

Wiktor Schlintschak (UA) /

Spalterische Politik

Politologe Wiktor Schlintschak erteilt der ukrainischen Regierung auf Facebook einen Rat:

„Beschäftigt euch endlich damit, das Land zusammenzuhalten statt es zu spalten. Denn das trägt nicht gerade zum Sieg bei. ... Heute wird keine Anordnung helfen, dass Kriegsdienstverweigerer aus Monaco, Wien oder Barcelona zurückkehren. Das muss man begreifen. Nun, zum Teufel mit ihnen! Wozu die Zeitverschwendung? Jetzt sollte man sich darauf konzentrieren, wie man jene, die hier bleiben – verschiedene Gruppen, verschiedene Schichten – für das gemeinsame Ziel eint.“

Unian (UA) /

Bürgerpflicht erfüllen

Die Aufregung über diesen Beschluss ist unangebracht, findet der Politologe Wolodymyr Fessenko, wie er in Unian schreibt:

„Bei uns verlangen viele, dass der Staat dieses oder jenes tut, aber sie selbst wollen dabei ihre Pflichten nicht erfüllen – etwa Steuern zahlen oder das Land verteidigen. Doch wenn man Bürger der Ukraine bleibt oder bleiben will, muss man sich an die Gesetze halten. ... Wir brauchen keine formalen Bürger, keine formale statistische Anzahl von Menschen, die sich als Bürger der Ukraine betrachten, sondern dass sie diesen Status auch durch konkrete Taten bestätigen.“