Gazastreifen: Israel startet neue Bodenoffensive
Nach Bombardierungen aus der Luft in der vergangenen Woche hat das israelische Militär nach eigenen Angaben am Samstag eine neue Bodenoffensive im Gazastreifen gestartet. Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte das militärische Ziel ausgegeben, das Gebiet zu erobern und dauerhaft zu besetzen. Palästinensischen Angaben zufolge werden durch die Angriffe täglich Dutzende Menschen getötet.
Zynische Taktik
Dass Israel wieder teilweise humanitäre Hilfe in den Gazastreifen lassen will, ist für die Frankfurter Rundschau kein Grund für Optimismus:
„Denn die humanitäre Lage in Gaza bleibt menschenunwürdig – und Netanjahus Versprechen ändert auch nichts daran, dass er die Armee zu einer erneuten Offensive vorantreibt ohne Rücksicht auf Verluste: weder in der Zivilbevölkerung, noch für zivile Infrastruktur, nicht einmal für die in Gaza noch festsitzenden Geiseln. Im Gegenteil: Die Hungersnot soll vermieden werden, um die Offensive nicht zu gefährden, erklärte Netanjahus Büro – und offenbarte damit tiefen Zynismus. ... So bleibt Skepsis angezeigt gegenüber Netanjahus vordergründig humanitärem Einlenken.“
Mitgefühl auf der Strecke geblieben
Phileleftheros schreibt:
„Es ist bemerkenswert – und die Historiker der Zukunft werden uns dafür verantwortlich machen –, wie der westliche Blick daran gewöhnt ist, die Palästinenser entweder als 'Terroristen' oder hauptsächlich als zweitklassige Opfer zu sehen. Ihre Toten haben keine Namen, keine Gesichter, keine Geschichten. ... Sie werden einfach vernichtet. ... Worauf basiert diese Entmenschlichung? Auf dem Gefühl der historischen Überlegenheit? Auf dem Kolonialismus? ... Es ist schockierend, dass ein solch massives und dokumentiertes Verbrechen mit Tausenden von Toten, Verwundeten, Flüchtlingen, Obdachlosen und Hungernden nicht mit der gleichen moralischen und politischen Konsequenz und Sensibilität behandelt wird wie andere Fälle.“
Wo ist die Stimme der muslimischen Welt?
Karar appelliert an die Türkei und andere Länder, die Palästinenser nicht im Stich zu lassen :
„Donald Trump ist zwar alt, aber er ist nicht dumm. Er wird sich nicht angreifbar machen wollen mit einer Abschiebung der Palästinenser aus dem Gazastreifen, sondern die Umsiedlung den arabischen Ländern und der Türkei überlassen. Es steht fest, dass die westliche Welt aufgrund der historischen Vergangenheit gegenüber Muslimen unsensibel ist. Aber die muslimischen Länder? Selbst wenn sie nicht aus muslimischer Verbundenheit helfen – haben sie jedes menschliche Gewissen verloren? Und was ist mit der Türkei? ... Aber kann sie jetzt nicht wenigstens ihre Stimme erheben?“
Handelsbeziehung auf den Prüfstein stellen
Dagens Nyheter fordert:
„Die EU ist für Israel ein wichtiger Handelspartner, der auch eine gewisse Macht besitzt. Daher ist es gut und unbedingt notwendig, dass Schweden die Forderung der Niederlande unterstützt hat, das Assoziierungsabkommen der EU mit Israel, das unter anderem den Handel regelt, zu überprüfen. In dem Abkommen heißt es, dass die interne und internationale Politik der Parteien von der Achtung der Menschenrechte und demokratischen Grundsätze geleitet sein soll. ... Angesichts der aktuellen Lage im Gazastreifen – Hunger, Tod und mangelnde Gesundheitsversorgung – kann man kaum zu einer anderen Schlussfolgerung gelangen, als dass die EU nun zeigen muss, dass dieser Krieg seinen Preis hat.“