Estland vermietet Gefängnis an Schweden
Estland und Schweden planen die Unterbringung von schwedischen Häftlingen im zu zwei Dritteln leerstehenden Gefängnis von Tartu. Geplant sei, dort 600 als wenig gefährlich geltende Straftäter unterzubringen, erklärte Estlands Justizministerin Liisa-Ly Pakosta. So würden 400 Arbeitsplätze gesichert. Ihr schwedischer Amtskollege Gunnar Strömmer sagte, sein Land suche aktiv nach Möglichkeiten zur Kapazitätserweiterung des Strafvollzugs.
Weder Gulag noch Guantánamo sein
Postimees warnt vor Imageschäden für Estland:
„Wir sollten uns nicht mit dem Gedanken anfreunden, ein nordisches Zwangsarbeitslager zu werden. ... Das estnische Justizsystem und das estnische Gefängnisnetz sollten keine Aufträge erfüllen müssen, die aus den Problemen anderer Länder entstanden sind. Die Masseneinwanderung hat in unserem Nachbarland zu großen Problemen mit der öffentlichen Ordnung geführt, die die dortige Regierung nun durch eine Verschärfung der Strafen lösen will. Wenn Schweden jedoch im Laufe der Jahre ein Defizit im Strafvollzug entwickelt hat, sollte es eigene Lösungen finden. Estland darf nicht die Rolle eines ausländischen 'Guantánamo' übernehmen.“
Erfahrungsaustausch ja - aber nicht unter Insassen
Õhtuleht sieht positive Effekte der Gefängnisvermietung:
„Das Projekt hat sicherlich Vorteile, die über die Mieteinnahmen hinausgehen. Schwedische Häftlinge würden mit viel Erfahrung im Strafvollzug unter Sozialstaatsregeln hierher kommen. Estland kann davon lernen, wie man es am besten macht, damit eine Person, die maximal gut rehabilitiert wurde, in die Gesellschaft zurückkehren kann. Gleichzeitig muss geklärt werden, was der Hintergrund dieser Menschen ist. ... Wir brauchen auch die feste Garantie, dass wir hier keine internationale Hochschule für Kriminelle einrichten, in der Menschen aus verschiedenen Ländern ihre Erfahrungen austauschen. Mit anderen Worten: Es darf keinen Kontakt zu einheimischen Gefangenen geben.“