Griechenland: Mit der Marine gegen Migranten?
Auf Kreta ist in den vergangenen Wochen die Zahl der Ankünfte von Flüchtlingen gestiegen, die sich über Libyen in Richtung Europa aufgemacht hatten. Nun will Athen zur Abschreckung die Marine vor der libyschen Küste patrouillieren lassen. Menschenschmuggler sollten nicht diktieren, wer nach Griechenland einreist, so Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Die Landespresse ist gespalten.
Den Ernst der Lage erkannt
Das Webportal Liberal begrüßt die Maßnahme:
„Auch wenn die Zahlen nicht erschreckend sind, so sind sie doch zutiefst beunruhigend. … Bezeichnend ist, dass im Süden Kretas an einem einzigen Tag, dem 20. Juni, 729 Menschen ins Land kamen. … Ziel sei [laut Premier Mitsotakis], ein Zeichen zu setzen, dass die Schleuser nicht bestimmen, wer ins Land kommt. Eine schwierige Aufgabe in fremden Gewässern, aber sie zeigt, dass die politische Führung des Landes erkannt hat, dass der zunehmende Zustrom, wenn er nicht an der Quelle, also an der libyschen Küste, bekämpft wird, die Lage im Lande bald schwer beherrschbar und auf lange Sicht unbeherrschbar machen wird.“
Gefährlich und nicht zu Ende gedacht
Documento fragt sich, wie das konkret funktionieren soll:
„Das könnte sich als äußerst gefährlich erweisen, sowohl für das Leben der Menschen, als auch für das internationale Image des Landes. ... Eine griechische Fregatte trifft in internationalen Gewässern auf ein Boot mit Hunderten von Migranten, die das Boot versenken und Schiffbruch erleiden. Was wird die griechische Fregatte tun? Wird sie die Schiffbrüchigen aufgreifen, wie es ihre Pflicht ist? Wird sie sie ertrinken lassen, wie in Pylos geschehen? Wird sie warten, bis die griechische oder libysche Küstenwache kommt und sie abholt? Wohin wird man sie bringen? Wenn die Regierung mit Fregatten zu Kommunikationszwecken spielt, ist das Ergebnis nicht nur lächerlich, sondern auch gefährlich.“