Wie kann es im Gazastreifen weitergehen?

Israelische Medien berichten, dass Regierungschef Benjamin Netanjahu die Ausweitung des Militäreinsatzes und die Einnahme des gesamten Gazastreifens anstrebt. Europas Presse debattiert die neuen Entwicklungen, zu denen auch eine von einflussreichen arabischen Staaten wie Katar, Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien unterschriebene Erklärung gehört, die eine Entwaffnung und Entmachtung der Terrorgruppe Hamas fordert.

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Der Tagesspiegel (DE) /

Die Chance ergreifen

Der Tagesspiegel schöpft etwas Hoffnung:

„Erstmals – wohlgemerkt – haben sich mehrere arabische Staaten offen gegen die Terrororganisation Hamas gestellt. Sie fordern deren vollständige Entmachtung im Gazastreifen. ... Auch weil in den arabischen Ländern genau gesehen wird, dass Hilfsgüter für die unendlich leidende Bevölkerung oft direkt bei der Hamas landen. Und viel zu wenig bei den Hungernden. ... Jetzt gilt es, die Chance zu schaffen für ein umfassendes Abkommen, von den USA angeführt, von Deutschland und Europa gefördert, das den Krieg beendet und die Geiseln zurückbringt. Diese Bilder wollen wir sehen. Endlich. Hoffentlich.“

Kurier (AT) /

Hamas isolieren und Friedensprozesse einleiten

Politologin Nina Scholz analysiert im Kurier:

„Es war höchst an der Zeit, dass sich die einflussreichen islamischen Staaten sowie die Arabische Liga geschlossen von der Hamas distanzieren, das Massaker vom 7. Oktober 2023 verurteilen und die Entwaffnung und Absetzung der Hamas als wichtigste Voraussetzung für künftigen Frieden betrachten. ... Wer soll die Hamas entwaffnen und aus Gaza entfernen? Dennoch müssen die Anerkennung der Verbrechen vom 7. Oktober 2023 durch die wichtigsten islamischen Staaten und die Forderung nach Zerschlagung der Hamas als historisch betrachtet werden. Ein gemeinsamer Druck hätte, um es vorsichtig auszudrücken, zumindest Potenzial, die Hamas zu isolieren und Friedensprozesse einzuleiten.“

La Repubblica (IT) /

So gespalten ist Israel

La Repubblica kommentiert Medienberichte, denen zufolge Netanjahu die komplette Kontrolle des Gazastreifens plane:

„Das letzte Wort wird das Sicherheitskabinett haben, das gespalten ist. Die Armee erhebt seit Wochen Einwände: Die 'Säuberung' aller Infrastrukturen der Hamas würde Jahre dauern und mit enormen menschlichen Kosten verbunden sein, angefangen beim Leben der Geiseln. Wie angespannt die Stimmung ist zeigt, dass gestern das Büro des Premiers erklärte, Eyal Zamir, der Stabschef der israelischen Armee, müsse zurücktreten, wenn er gegen eine Ausweitung des Krieges sei. Aber laut allen Umfragen ist die Mehrheit der Israelis gegen den Krieg und wünscht sich seit langem ein Ende (die gleiche Mehrheit stimmt jedoch auch mit dem Premier überein, dass die Hamas besiegt werden muss).“

The Irish Times (IE) /

Waffenexporte stoppen

Klare Zeichen von der irischen Regierung fordert The Irish Times:

„Irland hat sich mit Empathie und Solidarität gegenüber dem Leiden des palästinensischen Volkes positioniert. Nun muss die Regierung ihren Worten auch Taten folgen lassen. ... Das bedeutet, dass das 'Gesetz über die besetzten Gebiete' einschließlich des Handels mit Dienstleistungen verabschiedet und der Transport von Kriegswaffen und deren Komponenten durch den irischen Luftraum beendet werden muss. ... Außerdem muss die Ausfuhr von Maschinenkomponenten wie Drohnen von Unternehmen in Irland nach Israel eingestellt werden.“