Erste Frau an der Spitze der Anglikanischen Kirche
Die frühere Krankenpflegerin Sarah Mullally, bislang anglikanische Bischöfin von London, wird fortan den Titel Erzbischöfin von Canterbury tragen. Vor der 63-Jährigen hatten 105 Männer diesen Titel inne. Die anglikanische Kirche wird damit erstmals in ihrer Geschichte von einer Frau geführt. Die britische Presse kommentiert Mullallys historische Ernennung.
Weg zur Gleichberechtigung vollendet
Für The Guardian ist die Ernennung von Sarah Mullally ein Hoffnungsschimmer in düsteren Zeiten:
„Angesichts der Tatsache, dass die extreme Rechte die Symbole des Christentums für sich beansprucht, um Feindseligkeit und Einschüchterung gegenüber vermeintlichen Außenseitern und Minderheiten zu schüren, haben die Glaubensgemeinschaften Großbritanniens die Pflicht, sich für Toleranz, Großzügigkeit und Inklusion einzusetzen. In diesem Zusammenhang sollte die historische Ernennung von Dame Sarah Mullally zur ersten weiblichen Erzbischöfin von Canterbury als Meilenstein betrachtet werden. ... Und etwas mehr als drei Jahrzehnte, nachdem die Kirche von England die ersten Priesterinnen geweiht hat, vollendet ihre Ernennung zudem einen einst bitter umkämpften Weg zur Gleichberechtigung.“
Erzbischöfin muss einige Probleme bewältigen
Mullally dürfte wohl nicht überall mit offenen Armen empfangen werden, meint The Independent:
„Es wird mehrere Bischöfe in diesem Land geben, die keine Kommunion von einer Frau empfangen wollen, und noch mehr in afrikanischen Ländern. Angesichts der Tatsache, dass die Erzbischöfin von Canterbury eine so bedeutende Rolle in der weltweit 85 Millionen Mitglieder zählenden Anglikanischen Gemeinschaft hat, könnte dies durchaus zu einem Problem werden. ... Einige ihrer Kritiker heißen es nicht gut, dass Mullally sich für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ausgesprochen hat. ... Der größte Schatten, der jedoch weiterhin auf der Kirche von England liegt, sind Probleme im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern.“