Scheitert die Grillo-Partei in Rom?

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi steht vor einer Regierungskrise: Enge Vertraute im Stadtrat sowie Manager der Verkehrsbetriebe und der Müllabfuhr traten am Donnerstag zurück. Raggi, die mit einem Durchbruch für das Movimento Cinque Stelle erst im Juni ins Amt kam, wurde zwischen den Anforderungen der ehemaligen Protestbewegung zerrieben, meinen Kommentatoren. Sie sehen die Partei dadurch entzaubert.

Alle Zitate öffnen/schließen
Il Fatto Quotidiano (IT) /

Die schwachen Schultern der Virginia Raggi

Die Parteispitzen haben Virginia Raggi allein gelassen, schimpft die linke Tageszeitung Il Fatto Quotidiano:

„Die Bewegung leidet unter den Folgen ihrer politischen Fragilität, die sich in der schmächtigen Figur der Bürgermeisterin widerspiegelt. Von ihr wird verlangt, die oft unsinnigen und widersprüchlichen Anforderungen, die innerhalb der Bewegung an sie herangetragen werden, zu absorbieren und auszuloten. Auf der einen Seite die treuen Weggefährten - sicher Mitstreiter voller Leidenschaft, aber ohne jede Erfahrung, - auf der anderen Seite die nationalen Parteispitzen. Das jetzige ohrenbetäubende Schweigen von [den Vorstandsmitgliedern] Di Maio und Di Battista legt nahe, dass der Stadtrat sich wahrlich in einem zugleich peinlichen wie auch gefährlichen Zustand befindet. Die Krise wird einen hohen Preis haben und ihr Ausgang ist ungewiss. Sie lastet schwer auf den ohnehin schon schwachen Schultern von Virginia Raggi.“

La Repubblica (IT) /

Rebellion und Regieren sind zwei Paar Schuhe

Die Partei Movimento Cinque Stelle ist in Rom entzaubert worden, meint La Repubblica:

„Wo ist die Andersartigkeit der Cinque Stelle hin? Wo sind die Unschuld und die Reinheit der Bewegung abgeblieben? Wo ist die Nicht-Partei mit ihren Nicht-Statuten hin, die von unten entsteht, aus der Basis wächst und dank ihrer heiligen Gründungsprinzipien (alle sind gleich, es gibt keine Leader) die Politik revolutioniert und die Demokratie neu gründet? Bisher ist die Bewegung in einen Sog der Unfähigkeit und Anmaßung geraten. ... Es ist richtig, gegen die Eliten zu rebellieren. Und die Bewegung, mit ihren fast neun Millionen Wählern bei der Parlamentswahl 2013 hat genau diese legitime Instanz der demokratischen Rebellion verkörpert. Aber regieren ist eben doch ein anderes paar Schuhe.“