Polen wirbt mit Kaninchen für Kinderreichtum

Ein umstrittener TV-Spot des Gesundheitsministeriums soll die Polen künftig zum Kinderkriegen animieren. In dem Video, das bereits im Internet zu sehen ist, erteilt ein Kaninchen simple Ratschläge für eine hohe Nachkommenschaft. Kommentatoren sehen darin eine Beleidigung der polnischen Intelligenz und eine Reduzierung des menschlichen Zusammenlebens auf die sexuelle Fortpflanzung.

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Gazeta Wyborcza (PL) /

Spot beleidigt die Intelligenz der Polen

Über die Bevormundung durch ein Karnickel ärgert sich die TV-Journalistin Monika Olejnik in einem Gastbeitrag für Gazeta Wyborcza, in dem sie zunächst Teile des Spots zitiert:

„‚Wer, wenn nicht wir Kaninchen, sollte wissen, wie man für großen Nachwuchs sorgt. Erstens bewegen wir uns viel. Zweitens ernähren wir uns gesund. Drittens machen wir uns keinen unnötigen Stress. Und viertens trinken wir nicht. Wenn du also Kinder haben willst, nimm dir ein Beispiel an den Kaninchen. Ich weiß, von was ich spreche, mein Vater hatte 63 von uns.' Ich dachte, dass ich träume. Schwer zu glauben, aber der Spot soll in TVP bis Ende des Jahres ausgestrahlt werden. Er hat fast drei Millionen Euro gekostet. Will man uns für dumm verkaufen? Das beleidigt die Intelligenz der Polen. Es reicht, sich zu bewegen und sich gesund zu ernähren, und alles ist in Ordnung?“

Gość Niedzielny (PL) /

Karnickel sind kein Vorbild

Wer Menschen mit Kaninchen vergleicht, macht sich über das ernste Thema Kinderreichtum und Familie nur lustig, empört sich das katholische Magazin Gość Niedzielny:

„Die Macher des Spots wollten die Themen Reproduktionsmedizin und Fortpflanzung auf eine scherzhafte und leichte Weise behandeln. Leider haben sie genau das Gegenteil erreicht. Der Vergleich eines Menschen mit einem Kaninchen, dessen Fortpflanzungsverhalten nicht mit Gesundheit sondern mit gedankenlosem Sexualtrieb assoziiert wird, ist kein Schuss ins eigene Knie, sondern in die Stirn. Viele werden sich ärgern, dass das Kaninchen als Symbol die Polinnen und Polen zum Objekt reduziert und die Familie auf ihre Fortpflanzungsfunktion.“