Eurozone: Insel der Stabilität?

Der US-Aktienmarkt hat eine seiner schlimmsten Wochen seit der Finanzkrise hinter sich. Die Eurozone wirkte im Vergleich dazu auf viele wie eine Insel der Stabilität. Welche Hoffnungen berechtigt sind und welche Risiken im Blick behalten werden sollten, diskutieren Wirtschaftsexperten in Europas Presse.

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Jornal de Negócios (PT) /

In der Peripherie hat sich einiges getan

Dass die Eurozone bei den jüngsten Markt-Turbulenzen recht gut davongekommen ist, verdankt sie der verbesserten Lage in ihren Peripheriestaaten, argumentiert Daniel Gros, Direktor des Centre for European Policy Studies, in einem von Jornal de Negócios veröffentlichten Beitrag:

„[Es ist] nicht länger richtig, die Volkswirtschaften der Peripherie als schwache Schuldner zu betrachten. Tatsächlich weisen sie, mit Ausnahme Griechenlands, heute alle Leistungsbilanzüberschüsse auf, was bedeutet, dass sie nicht von Kapitalzuflüssen abhängig sind, sondern vielmehr ihre Auslandsschulden abbezahlen. ... Wenn die derzeitige Situation noch ein paar Jahre anhält, könnte die Eurozone an einen Punkt gelangen, wo sie allein aus Gläubigerländern besteht, von denen einige (Deutschland und die Niederlande) eine große und andere (die Peripherieländer) eine kleine Netto-Auslandsvermögensposition aufweisen.“

Alternatives économiques (FR) /

Dringend für Gleichgewicht sorgen!

Weniger optimistisch zeigt sich hingegen Xavier Timbeau, Leiter des französischen Instituts für Wirtschaftsforschung OFCE und schreibt in Alternatives Economiques:

„Der steigende Eurokurs wird sich negativ auf die Inflation auswirken und wieder Deflationsängste schüren. Und der Kursanstieg ist längst nicht vorbei. Die Eurozone verzeichnet einen beachtlichen Außenhandelsüberschuss. ... Wird dieser Handelsüberschuss nicht abgesenkt (beispielsweise durch eine stärkere Nachfrage in Deutschland), wird der Euro weiter in die Höhe getrieben. Aufgrund der äußerst unterschiedlichen [wirtschaftlichen] Lagen der europäischen Länder werden sich die schwerwiegenden Folgen nicht auf einen Rückgang der Investitionen in der Eurozone beschränken … Es kehrt auch das Risiko zurück, dass die Eurozone auseinanderbricht.“