Macron erhält Karlspreis

Emmanuel Macron hat rund ein Jahr nach seiner Wahl zum französischen Präsidenten den Internationalen Karlspreis zu Aachen erhalten. Er werde als mutiger Vordenker für die Erneuerung des europäischen Traums ausgezeichnet, hieß es in der Begründung. Doch ohne die Zustimmung Berlins bleibt der Traum Macrons unerfüllt und die Auszeichnung nur ein Trostpreis.

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Le Point (FR) /

Hoffentlich ist die Ehrung kein Trostpreis

Nach der Auszeichnung Macrons mit dem Karlspreis hofft Le Point auf die Verwirklichung von dessen europapolitischen Vorhaben:

„Die Europabilanz des französischen Präsidenten ist bislang mager. … Seine pro-europäische Entschlossenheit hat es ihm erlaubt, den renommierten Karlspreis zu ergattern. ... Es wäre allerdings schade, wenn diese Ehrung wie der 2009 an Barack Obama verliehene Friedensnobelpreis nur gute Absichten auszeichnet, die am Ende gar nicht umgesetzt werden. Oder wenn die Ehrung schlicht und einfach einen Trostpreis darstellt, der Frankreichs Präsidenten durch Berlin quasi im Tausch gegen eine Absage an seine Pläne überreicht wird. 'Die Geschichte in Europa wird wieder tragisch', hat Emmanuel Macron kürzlich festgestellt. Nun hat er diese bittere Erfahrung selbst gemacht.“

Wedomosti (RU) /

Berlin unbeeindruckt von Macrons Reformideen

Macron kommt mit seinen ambitionierten Europa-Reformen nicht voran, weil Deutschland einfach nicht mitspielt, kommentiert Vedomosti:

„Berlin hat angesichts seiner eigenen Erfolge im Kampf gegen die Wirtschaftskrise in der Eurozone irgendwie vergessen, dass traditionell alle Entscheidungen in der EU auf Grundlage eines Ausgleichs deutscher und französischer Interessen getroffen wurden. Jetzt erfordern die von Macron vorgeschlagene Reform der EU und deren wirtschaftliche Stärkung neue Finanzinstrumente und -mittel, die Frankreich aber nicht hat. ... Und Deutschland ist nicht gewillt, sie bereitzustellen. Macrons Erfolge bei der Verwandlung Europas in einen Global Player sind bisher nicht so offensichtlich, dass sie die Deutschen bewegen könnten, ihren Geldbeutel aufzumachen.“