100 Jahre Lettland - aber wie feiern?

Am 18. November, dem Nationalfeiertag, begeht Lettland das 100-jährige Jubiläum seiner Unabhängigkeit - nach Estland und Litauen als letzter der drei baltischen Staaten. Doch über die richtige Form des Feierns und Gedenkens wird in dem kleinen Land heftig diskutiert.

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Dienas Bizness (LV) /

Fäustlinge ersetzen angemessenes Gedenken nicht

Das Büro, das die Feierlichkeiten plant und organisiert, hat vorgeschlagen, zum 18. November selbst gestrickte Handschuhe zu tragen und zu verschenken. Auch wenn in Lettland Handschuhe zu jedem Outfit gehörten, findet die Wirtschaftszeitung Dienas bizness das unangemessen:

„Die Fäustlinge können natürlich nichts dafür. Aber mit solchen kleinen, liebenswerten und sehr sozialen Aktivitäten verändern wir die Bedeutung des Nationalfeiertags. Statt Handschuhe zu verschenken sollten wir lieber die Gründer des lettischen Staats ehren und die Chronologie der Staatsgründung verfolgen. ... Natürlich können wir das auch mit gemusterten Handschuhen an den Händen machen. ... Doch am besten wäre es, wenn wir am Nationalfeiertag begreifen, was mit uns an diesem Tag früher passiert ist und was heute passiert.“

Diena (LV) /

Keine Angst vor dickem Nebel

Stein des Anstoßes in der Debatte über den Nationalfeiertag ist auch das Feuerwerk, das statt 10.000 Euro wie im vergangenen Jahr heuer 235.000 Euro kosten soll. Diena stellt fest, dass der Staat es den Bürgern offenbar einfach nicht rechtmachen kann:

„Das Wetter spielt an diesem Tag nicht immer mit. ... In den Medien ist deshalb ein großes Jammergeschrei zu hören: Warum müssen wir so viel Geld in die Luft schießen, während das Volk an Hunger und bösen Krankheiten stirbt? ... Andererseits: Wenn es kein Feuerwerk gibt, werden die gleichen Leute dem Staat vorwerfen, dem Volk eine seiner schönsten Freuden zu stehlen. Vielleicht sollte die Lösung ganz anders aussehen: Wenn am 100. Jahrestag tatsächlich ein dicker Nebel herrscht, sollten wir kein Feuerwerk in die Luft schießen, sondern all die Nörgler, die mit dem Leben unzufrieden sind.“