Kroatien: Skandal um Puppenverbrennung im Karneval

Das Anzünden einer Figur aus Pappmaché, die den Sündenbock darstellen soll, gilt in Kroatien als Karnevalstradition. Nun wurde allerdings eine Puppe entzündet, die den Chef der Partei der serbischen Minderheit, Milorad Pupovac, darstellte. Die Aktion sorgte für große Aufregung und löste eine Debatte aus. Ist die Verbrennung einer Politikerfigur im Rahmen des Karnevals moralisch vertretbar?

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Večernji list (HR) /

Man muss Kritik aushalten können

Das Verbrennen von Karnevalspuppen ist eine alte Tradition und auch der Chef der serbischen Minderheit muss Kritik hinnehmen können, findet Večernji list:

„In einer liberalen Demokratie können Bürger ihre Rechte und Freiheiten auf eine Weise ausdrücken, die bei Politikern Kopfschmerzen hinterlässt. Eine davon ist das Verbrennen des Krnje [Karnevalspuppe] in Gestalt des Menschen, den man mitverantwortlich macht für die Realität, in der man lebt. Mitverantwortlich ist er, da er die Regierung unterstützt und in der Lage bleiben möchte, dies auch in Zukunft zu tun. ... Er möchte mit dem Premier regieren, aber er will nicht kritisiert werden. ... Kroatien mag keine reife Demokratie sein. Doch wenn sie es mal werden möchte, muss man Pupovac klar machen, dass sein Schritt [Stelle, wo die Puppe angezündet wurde] vielleicht auch in Zukunft brennen könnte.“

Telegram.hr (HR) /

Es bleibt nur noch die Flucht

Für weltoffene Menschen scheint es in der dalmatinischen Provinz keinen Platz mehr zu geben, empört sich Telegram.hr:

„Anständige Bürger können eigentlich nur noch pure Abneigung gegenüber solchen Hassausbrüchen empfinden. Man muss sich schon fragen, wie jemand, der in einer der schönsten Gegenden an der Adria lebt, es genießen kann, solchen Hass gegenüber irgendjemandem zu pflegen - ohne dass die Schönheit und das historische Erbe dieses Orts seinen Charakter formen. Wie kann jemand von dort, der doch in einer freien, offenen, progressiven und kreativen Gesellschaft leben möchte, überhaupt in solch einer Gegend bleiben wollen, die so etwas aktiv unterstützt, annimmt oder verschweigt?“