Rom legt Zoff um Bahnstrecke zunächst bei

Die Lega ist dafür, Cinque Stelle dagegen: Der Streit um die Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke von Turin nach Lyon drohte, die italienische Koalition zu zerreißen. Nun einigten sich beide Seiten darauf, die Entscheidung über das Projekt um sechs Monate zu verschieben. Die Aufträge sollen planmäßig ausgeschrieben, über Finanzen soll aber zunächst nicht gesprochen werden. Rettet diese Lösung die Regierung?

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Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Populisten in der Normalität angelangt

Die angebliche Lösung von Lega und Cinque Stelle ist auch nicht besser als das, was die traditionellen Parteien zu bieten haben, spottet die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

„Wir kön­nen uns nicht ei­ni­gen? Kein Pro­blem, wir ver­schie­ben die Ent­schei­dung. Dass vor dem neu­en Ter­min die Wahl zum Eu­ro­päi­schen Par­la­ment statt­fin­det, ist na­tür­lich nur Zu­fall und hat bei den Be­ra­tun­gen si­cher kei­ne Rol­le ge­spielt. Denn Po­pu­lis­ten sind ja nicht nur die tat­kräf­tigs­ten Po­li­ti­ker un­ter der Son­ne, sie sind auch im­mer ehr­lich. Schön wä­re nur, wenn die Re­gie­ren­den ge­lernt hät­ten, dass Sach­zwän­ge in der Po­li­tik nicht per se schlecht sind.“

Corriere della Sera (IT) /

Regierungskrise kommt - mit oder ohne Zug nach Lyon

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, unkt Kolumnist Paolo Mieli in Corriere della Sera:

„Einer Regierungskoalition steht es frei zu entscheiden, dass sie nichts entscheidet. Einmal. Zweimal. Dreimal. Doch abgesehen davon, dass jede Verschiebung ihren Preis hat, nämlich einen unkalkulierbaren Verlust an Glaubwürdigkeit, kann die Entscheidung nicht auf unbestimmte Zeit hinausgezögert werden. Im spezifischen Fall wird der Moment der Entscheidung mit dem Moment einer Regierungskrise zusammenfallen, einer Krise, die vorgezogene Wahlen nach sich ziehen wird. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Moment plötzlich kommen wird, vielleicht unter einem Vorwand, der nichts mit der Zugstrecke Turin-Lyon zu tun hat.“