Grenzen für Pornografie im Internet?

Zwei Jugendliche wurden vergangene Woche in Dublin zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten, damals 13-jährig, im Mai 2018 die 14-jährige Ana Kriegel schwer sexuell missbraucht und ermordet. Der Fall hat im Land eine heftige Debatte ausgelöst, welche Auswirkungen Pornografie auf Jugendliche hat. Kommentatoren fordern Zugangsbeschränkungen für pornografische Inhalte.

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The Irish Times (IE) /

Jugendliche dürfen nicht alles sehen

Es braucht endlich Grenzen für den Zugang zu Pornografie im Internet, appelliert Kolumnist Fintan O'Toole in The Irish Times:

„Wenn vor einem Jahrzehnt jemand vorgeschlagen hätte, die Gehirne von Jugendlichen mit extremen, frauenfeindlichen und süchtig machenden sexuellen Bildern zu überfluten, um zu sehen, was in diesen Gehirnen passiert, wäre dieses Experiment auch nur ansatzweise gutgeheißen worden? ... Wir sind schlafwandelnd in eine neue Welt getaumelt, in der sich unsere Kinder bereits befinden und in der diese ohne Kompass oder Beschränkungen umherwandern. ... Die Regierung sollte eine Bürgerversammlung einrichten, um Experten für Psychologie, Technologie und Kinderschutz anzuhören und darüber nachdenken, was getan werden kann, um diese Beschränkungen zu schaffen.“

Irish Independent (IE) /

Weit entfernt von sexueller Erfüllung

Pornografie im Internet vermittelt ein völlig verkehrtes Bild von Sexualität, klagt Kolumnistin Stella O'Malley in The Irish Independent:

„Weibliche Teenager können heutzutage sehr beeindruckend wirken, wenn sie über die geschlechtsspezifische Lohnschere oder über Feminismus sprechen. Doch wenn es um ihre eigene sexuelle Befriedigung geht, scheinen sie völlig ahnungslos zu sein. ... Erwachsene meiner Generation dachten, wenn wir erst einmal die schuldbeladene Haltung des irischen Katholizismus gegenüber Sexualität abgelegt hätten, würden wir endlich die Freiheit genießen können, erfüllenden Sex zu erleben - unbeschwert und komplexfrei. ... Wenn wir die unerbittliche Sexualisierung des Lebens von Jugendlichen überwinden wollen, ist es vielleicht ein vernünftiger Anfang, den einfachen Zugang zu Hardcore-Pornos aus dem Leben von Kindern zu entfernen.“