Korruption in Andalusien: Ist Sánchez diskreditiert?

In Andalusien sind hochrangige Vertreter der sozialistischen Partei Psoe sowie Beamte wegen Veruntreuung verurteilt worden, unter ihnen die ehemaligen Ministerpräsidenten José Antonio Griñán und Manuel Chaves. Sie sollen jahrelang zugeschaut haben, wie Gelder aus der Sozialversicherung an Privatpersonen und Unternehmen verteilt wurden. Kommentatoren ziehen Verbindungen zu einem weiteren Korruptionsfall.

Alle Zitate öffnen/schließen
ABC (ES) /

Die Scheinheiligkeit linker Politiker

Die Linken messen Korruption mit zweierlei Maß, kritisiert ABC:

„Wenn in Unidas Podemos auch nur ein Funken ethischen Verantwortungsbewusstseins steckt, dürfte sie Sánchez nicht zum Regierungschef machen. Und dieser müsste seine eigene Strategie überdenken, da er sich der Gesellschaft als vermeintlicher Vorkämpfer einer moralischen Erneuerung präsentiert hatte. Aber das wäre [von Unidas Podemos-Chef Iglesias] wohl zu viel verlangt. Für den Posten als Regierungsvize und mehrere Ministerämter für die Partei darf schon mal ein bisschen Scheinheiligkeit drin sein. Gegenüber Rajoy wies Iglesias im Mai 2018 in Bezug auf den Korruptionsfall Gürtel noch darauf hin, dass es in der Regierung keine 'Straftäter' geben dürfe. Wenn Rajoy damals ein 'Straftäter' war, dann ist es Sánchez heute auch.“

eldiario.es (ES) /

Dieser Fall ist anders

Es gibt durchaus sachliche Unterschiede zwischen den großen Korruptionsskandalen bei den Sozialisten (Fall Ere) und der Volkspartei PP (Fall Gürtel), meint Chefredakteur Ignacio Escolar in eldiario.es:

„Weder Chaves, noch Griñán haben sich durch das korrupte Netzwerk selbst bereichert. Auch die sozialistische Partei wurde nicht finanziert. ... Das sind wichtige Unterschiede, die das Vorgehen in Andalusien nicht entschuldigen, die man aber bedenken sollte, wenn die PP den Fall Ere nutzt, um sich vom Imageschaden aus dem Gürtel-Urteil zu befreien. ... Oder wenn man Pedro Sánchez verantwortlich machen will, der damals ein einfacher Stadtrat in Madrid war und später als Generalsekretär der Sozialisten den Verteidigern von Chaves und Griñán Parteigelder verweigerte und sie zum Rücktritt von allen öffentlichen Ämtern zwang.“