Ukraine und Russland pokern um neue Gas-Verträge

Der zehnjährige Gasvertrag zwischen Russland und der Ukraine läuft zum Jahresende aus. Derzeit verhandeln beide Länder um neue Verträge über Gaslieferungen und den Transit in die EU. Dabei geht es um beidseitige offene Milliardenforderungen, sowie die Ostseepipeline Nord Stream 2, die den Ukraine-Transit für den Norden Europas obsolet machen wird. Wie können die Spannungen gelöst werden?

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Radio Kommersant FM (RU) /

Hoffentlich wäscht Brüssel Kiew den Kopf

Radio Kommersant FM hofft auf ein Machtwort aus Brüssel gegenüber Kiew – schließlich bleiben Länder wie Bulgarien und Griechenland auch nach der Eröffnung von Nord Stream 2 auf die Lieferungen durch die Ukraine angewiesen:

„Kiew ist sich bewusst, dass die Hauptopfer des Gaskonflikts jene EU-Länder sein werden, gegenüber denen Gazprom Lieferverpflichtungen hat. ... Momentan steckt man in einer Sackgasse: Beide Seiten provozieren eine Verschärfung und erhöhen mit dem Herannahen des Schicksalstags am 1. Januar den Druck. Doch in dieser Geschichte gibt es eine dritte Partei, die EU. Sie hat kein Interesse an einem Gaskrieg und möchte vermeiden, dass ihr Mitgliedsland Bulgarien im Winter einfriert. Die ganze Hoffnung liegt darin, dass EU-Vertreter, auf die man in Kiew ja gezwungen ist zu hören, Argumente finden, die die Ukrainer verhandlungsfreudiger machen.“

NV (UA) /

Politik und Wirtschaft trennen

Das Gas-Thema sollte bei den Verhandlungen zu einem Frieden im Donbass keine Rolle spielen, findet Investment-Banker Serhij Fursa in Nowoje Wremja:

„Plötzlich sprachen Putin und Selenskyj über Gas am Telefon. Und dann munkelte man, dass man auf dem Gipfel im Normandie-Format auch über Gas sprechen werde. ... Und schließlich überlegte der Minister für Energie und Ökologie, wie man den Rabatt von Gazprom für Naftogaz [Ukraines staatlicher Energiekonzern] nutzen könnte. Das beunruhigt. Denn wieder mischt sich die Politik dort ein, wo sie nicht hingehört. ... Das Problem ist, dass der Gaspreis marktgerecht sein muss und Rabatte nicht akzeptabel sind. Niemand vergibt Rabatte einfach so. ... Wir können Gas aus Russland kaufen. Zum Marktpreis. Aber wir können Russland keine Schulden in Höhe von drei Milliarden Dollar erlassen.“