Sollen Eltern Schulstoff streichen können?

In Spanien fordert die rechtskonservative Partei Vox, dass Eltern ihre Kinder von bestimmten Unterrichtseinheiten, etwa zu Sexualerziehung oder Gleichberechtigung, befreien können. Die konservative Volkspartei PP will dieses Eltern-Veto in der Region Murcia unterstützen, wo die konservativ-liberale Minderheitsregierung von den Stimmen der Vox abhängig ist. Für Spaniens Presse inakzeptabel.

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eldiario.es (ES) /

Die Verfassung ist kein A-la-Carte-Menü

In den Gremien, in denen Unterrichtsinhalte beschlossen werden, sind die Eltern bereits vertreten, erinnert eldiario.es:

„Das Eltern-Veto soll verhindern, dass Kinder Inhalte zu den Themen Staatsbürgerschaft, Vielfalt und Gleichberechtigung lernen. Dabei sind es die Schulräte, in denen auch die Eltern sitzen, die beschlossen haben, dass die Kinder im Unterricht Vorträge über machistische Gewalt, Homophobie, Sexualerziehung oder Mobbing hören. Was Vox will und was Casado unterstützt, obwohl es gegen das von seiner Partei beschlossene Bildungsgesetz verstößt, ist, dass Schuleltern das Recht erhalten, aus den von allen Spaniern finanzierten Unterrichtsinhalten wie aus einem Menü auszuwählen - und im Unterricht einige Verfassungsinhalte zu behandeln und andere nicht.“

La Vanguardia (ES) /

Kollektivrechte gehen vor

Dass die konservative Volkspartei PP die Forderung der rechtspopulistischen Vox unterstützt, erschreckt La Vanguardia:

„Die Haltung von Vox in Bezug auf Gleichberechtigung, Genderfragen oder Gewalt gegen Frauen ist hinreichend bekannt. ... Es überrascht also nicht, dass sie ein solches Erziehungsveto [der Eltern] fordern. Überraschender ist jedoch, dass sich [PP-Chef Pablo] Casado klar dahinter stellt, obwohl es weder in seinem Wahlprogramm steht, noch von seiner gesamten Partei mitgetragen wird, in der schon Stimmen gegen diese Maßnahme laut werden und davor warnen, sich von Vox mitreißen zu lassen. ... Ein Eltern-Veto, wie Vox es fordert und das auf einer diskriminierenden Ideologie basiert, ist inakzeptabel. Weil es Kollektivrechte individuellen Einstellungen unterordnet. Weil es Schülern den Gesamtblick auf die Wirklichkeit verweigert.“