Großbritannien beteiligt Huawei an 5G-Netz

Der chinesische Telekomriese Huawei darf, wenn auch mit Einschränkungen, beim Ausbau der 5G-Mobilfunknetze in Großbritannien mitmachen. Das hat die britische Regierung am Dienstag beschlossen. Die USA hatten Boris Johnson wegen Spionagebefürchtungen davon abgeraten. Europäische Medien beurteilen die Entscheidung im Angesicht des am Freitag anstehenden Brexits.

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Handelsblatt (DE) /

Johnson will nicht Trumps Pudel sein

Trotz Brexit stellt der britische Premier die Partnerschaft mit den USA nicht über alles, kommentiert der London-Korrespondent des Handelsblatts, Carsten Volkery:

„Nüchtern betrachtet, hätte der britische Premierminister nicht so lange überlegen müssen: Huawei ist bereits seit Jahren am Ausbau des britischen Mobilfunknetzes beteiligt, die 5G-Technologie der Firma gilt als weltweit führend. … Dass die Briten dennoch so lange mit sich gerungen haben, lag vor allem an Trump. … Doch hätte er [Johnson] gegen Huawei entschieden, wäre er daheim als Trumps Pudel kritisiert worden. Deshalb setzte er nun ein Zeichen der Selbstbehauptung mit mehreren Botschaften. Erstens: Das nationale Interesse ist im Zweifel wichtiger als die 'special relationship' mit den USA. Zweitens: Der Breitbandausbau ist wichtiger als der Handel. Drittens: Großbritannien setzt auf die beste Technologie.“

Hospodářské noviny (CZ) /

Im Geiste von James Bond

Die Briten standen bei der Entscheidung über Huawei zwischen Baum und Borke, kommentiert Hospodářské noviny:

„Der britische Geheimdienst beurteilte Huaweis Sicherheitsstandards als schlecht, fand aber keine Hinweise auf staatliche Spionage. London will Huawei nicht in die Nähe von sensiblen Orten wie Atomkraftwerken oder Militärstützpunkten bringen. Zuversicht im Geiste von James Bond, dass man sich vor chinesischer Spionage, vor der die Amerikaner warnen, schon schützen wird. ... Das Kabinett Johnson ist ein Risiko eingegangen, dem andere Europäer folgen könnten. ... Die Konkurrenz aus demokratischen Ländern ist bislang teurer und langsamer in der Entwicklung als das autoritär-staatlich unterstützte Huawei.“