Rumänien: Drückeberger im Krankenhaus?

In Rumänien hat das Gesundheitssystem schon vor der Corona-Krise unter der Abwanderung von Ärzten gelitten. Nun gibt es auch noch massive Engpässe in der Versorgung mit Schutzausrüstung. Lokale Medien berichten nun, dass medizinisches Personal in einigen Krankenhäusern die Arbeit niederlegt. Verständlich oder unverantwortlich? Die Landespresse ist uneins.

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Digi 24 (RO) /

Als Mediziner opfert man sich für andere

Das Gesundheitspersonal muss nun Mut beweisen, mahnt Journalist Lucian Mîndruță auf dem Nachrichtenportal Digi 24:

„Aus New York sehe ich Bilder, wo Mediziner und Pflegepersonal als Schutzkittel einen Müllsack nutzen. Bei uns bringt man Ausreden und reißt aus. Doch Krankenhauspersonal schwebt immer in Lebensgefahr. Die meisten kommen in der Regel davon. Jetzt muss das Personal wählen: Wollen sie entkommen, indem sie anderen helfen, oder entkommen, indem sie sich verstecken? … Mein Herz und Respekt gehört denen, die ihr Leben riskieren, um andere zu retten. Wollen Sie nicht alle in einem Land leben, das so wie im Westen funktioniert? Dann denken Sie an die moralischen Werte, die es dort gibt. Zwei davon sind Mut und Aufopferung für die anderen.“

Moise.ro (RO) /

Die Wirklichkeit ist verdammt hart

Nur ein Bruchteil der Mediziner und Pfleger kneift, betont der Wirtschaftsjournalist Moise Guran in seinem Blog moise.ro:

„Wie kann man vom Phänomen der Fahnenflucht des medizinischen Personals sprechen, wenn bislang etwas weniger als 100 Leute gegangen sind, die vielleicht 0,1 Prozent bedeuten? ... Auch haben viele ihre Kündigung revidiert. Das zeigt also, sie wollten nur Alarm schlagen. Sollten wir nicht vielmehr über die 99,9 Prozent reden, die geblieben sind? Die sind doch das Phänomen! Durch eine Militärverordnung soll Personal, das seine Familie nicht infizieren will, jetzt eine Unterkunft erhalten. Ja, auch sie sind Menschen, manche haben Alte zuhause. Sie müssen noch viel mehr als wir davon ausgehen, dass sie sich unweigerlich anstecken werden. ... Das ist kein Film oder ein Dokumentarstreifen, nein, es ist die Gegenwart und die ist verdammt real!“