Was sind die Lehren aus dem Attentat in Norwegen?

Der mutmaßliche Attentäter, der im norwegischen Kongsberg fünf Menschen mit Pfeil und Bogen umgebracht hatte, hat die Tat gestanden. Laut Ermittlern war er zum Islam konvertiert und schon länger wegen vermuteter Radikalisierung im Fokus der Behörden. Europas Presse macht sich Gedanken, wie sich Demokratien bestmöglich gegen solche Angriffe schützen können.

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Helsingin Sanomat (FI) /

Jetzt folgt die gleiche Debatte wie nach Utøya

Offenene Gesellschaften sind immer auch verwundbar, erinnert Helsingin Sanomat:

„Die Tragödie von Kongsberg wird sich in vielerlei Hinsicht auf die norwegische Gesellschaft auswirken. Zunächst muss um die Opfer und ihre Familien getrauert und sie unterstützt werden. Darauf folgt dann dieselbe Debatte, die schon einmal geführt wurde. Wir müssen über die Beziehung zwischen Demokratie und Terrorismus nachdenken, über die Faktoren, die Menschen zu Radikalisierung und willkürlicher Gewalt veranlassen. … Offene Gesellschaften sind verwundbar. Risiken lassen sich zwar vorhersehen, aber nicht völlig vermeiden.“

Expressen (SE) /

Psychiatrie so wichtig wie Sicherheitsbehörden

Expressen erinnert daran, wie gefährlich und gefährdet psychisch instabile Menschen sein können:

„Es ist nicht möglich, den Besitz von Autos oder Messern zu verbieten oder jeden, der einen Bogen bauen möchte, daran zu hindern. Es ist wichtig für die Gesellschaft, diese einsamen Männer zu erreichen, die in Ausgrenzung leben und ein Risiko darstellen können. Es gibt keinen Widerspruch zwischen hartem Durchgreifen und weichen, vorbeugenden Maßnahmen. Bei der Terrorismusbekämpfung kann eine gut ausgebaute Psychiatrie ebenso wichtig sein wie scharfe Sicherheitsbehörden.“

Corriere del Ticino (CH) /

Zeitbomben rechtzeitig stoppen

Vorbeugende Maßnahmen gegen Radikalisierung sind unverzichtbar, mahnt Corriere del Ticino:

„Unabhängig von den Gründen für das x-te Massaker an Unschuldigen bleibt die Prävention das beste Gegenmittel, und sie muss auf verschiedenen Ebenen eingesetzt werden. Es reicht nämlich nicht aus, radikalisierte Personen unter Kontrolle zu behalten, eine Aufgabe, die unter anderem wegen des Mangels an Sicherheitspersonal recht komplex ist. Die ideale Lösung wäre, einzugreifen, bevor eine Person radikalisiert wird. Das heißt, Maßnahmen gegen soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung zu ergreifen. Dies erfordert neben enormen finanziellen Anstrengungen auch den Umgang mit problematischen Menschen oder Kulturen, die sich von unserer eigenen stark unterscheiden. ... Die Herausforderung ist groß, aber es geht darum, diese Zeitbomben rechtzeitig zu entschärfen.“