Wer dominiert den Wahlkampf in Frankreich?

In vermutlich zwei Urnengängen, am 10. und am 24. April, wählt Frankreich einen neuen Präsidenten. Dass sich Amtsinhaber Emmanuel Macron anscheinend schon auf die zweite Runde vorbereitet, und wer in dieser Stichwahl schließlich antreten wird, beschäftigt die Kommentatoren.

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El Periódico de Catalunya (ES) /

Alles schaut nach rechts

Dass die Rivalität zwischen den rechtsextremen Kandidaturen von Le Pen und Zemmour bislang den Wahlkampf dominiert, bedauert El Periódico de Catalunya:

„Der historischen Anführerin der extremen Rechten zufolge will ihr Rivale in das gallische Dorf von Asterix zurück, während sie Frankreich zu neuer Größe verhelfen will. Das Problem ist, dass der radikale Diskurs zwischen ihnen die gesamte politische Agenda gefärbt hat. ... Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob sie sich gegenseitig aufheben werden, sodass die konservative Kandidatin Valérie Pécresse in der letzten Runde neben Präsident Macron stehen wird. Auf jeden Fall können wir schon jetzt feststellen, dass sie die Linke ausgehebelt haben. ... Ein Vorgeschmack auf das, was in ganz Europa passieren könnte.“

Contrepoints (FR) /

Präsident darf seine Position nicht ausnutzen

Dass Macron seine Kandidatur bislang nicht offiziell bekanntgegeben hat und somit auch an keinen Debatten mit anderen Kandidaten teilnimmt, ärgert den Juristen Jonathan Frickert in Contrepoints:

„Diese Weigerung stellt ein echtes demokratisches, ja auch ein republikanisches Problem dar, weil dadurch nicht alle Kandidaten gleichberechtigt sind: Es gibt den Monarchen und seine Herausforderer. Nachdem Emmanuel Macron seine Gegner in kleine Teile zersplittert hat, verwandelt er die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in eine Vorwahl der Opposition. Und das ist taktisch gesehen verständlich. Doch zu kandidieren setzt voraus, dass man nicht mehr Vertreter des Staates, sondern Mann eines Lagers ist, welches anderen Lagern gegenübersteht.“

Polityka (PL) /

Entscheidung zwischen Macron und Pécresse

Am Ende entscheidet doch die Mitte, meint Polityka:

„Die französische Vorwahllandschaft ist im Fluss. Die Linke marginalisiert und in Unordnung, die extreme Rechte gespalten: Marine Le Pen muss sich von dem wirklich extremen Eric Zemmour distanzieren. Zemmour selbst kämpft auch um die Unterstützung des rechten Flügels der Les Républicains. Aber am Ende wird sich der gemäßigte, berufstätige, liberale Wähler zwischen Macron und Pécresse entscheiden.“