Lidl erntet Shitstorm in Griechenland

Wegen seines drastischen Umgangs mit einem Fall von Mundraub in Athen sieht sich der Discounter Lidl unter dem Hashtag cancel_Lidl derzeit enormer Kritik auf sozialen Medien ausgesetzt. Der Filialleiter hatte die Polizei gerufen und Anzeige erstattet, obwohl mehrere Kunden sich bereit erklärt hatten, die Waren für die bedürftige Seniorin zu bezahlen. Lidl zog seine Anzeige inzwischen zurück.

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Imerodromos (GR) /

Mitarbeiter sind auch betroffen

Lidl geht nicht nur mit seinen Kunden hart um, kritisiert die Athener Handelsangestelltenvereinigung in einer Erklärung, die Imerodromos veröffentlicht hat:

„Die Krokodilstränen, die das Unternehmen heute in einer Erklärung vergießt, weil dieses Thema so viel Aufmerksamkeit erregt hat, können nicht darüber hinwegtäuschen, was seine Politik in Wahrheit ist: Lidl gibt Millionen aus, um sein Mitgefühl und seine Wohltätigkeitsarbeit zu bewerben, während es seinen Filialangestellten 400 Euro Lohn zahlt und von ihnen verlangt, dass sie in einem Tempo arbeiten, das die menschlichen Grenzen bei weitem überschreitet! Ihre Politik besteht darin, unbegründete Anschuldigungen zu erheben, dass Arbeitnehmer Geld gestohlen hätten und ihnen mit strafrechtlicher Verfolgung zu drohen, um sie zur Kündigung zu zwingen!“

Avgi (GR) /

Die meisten können sich Boykott gar nicht leisten

Avgi gibt zu bedenken:

„Es ist die wirtschaftliche Not der überwältigenden Mehrheit der Verbraucher, die sie zu Lidl führt. ... Und dieser Teil der Bevölkerung ist finanziell nicht in der Lage, Boykotte und cancel_LIDL-ähnliche Bewegungen zu unterstützen, weil ihre Geldbeutel es sich einfach nicht leisten können. In dem Maße, wie sich Inflation und Preissteigerungen verstärken, wird sich die Zahl jener vervielfachen, deren einziges Konsumkriterium darin besteht, so viele Produkte für so wenig Geld wie möglich in ihren Einkaufskorb zu legen und dabei zwangsläufig alle gesundheitlichen, ökologischen, ethischen oder sonstigen Kriterien fallenzulassen, die sie in einer besseren wirtschaftlichen Lage haben könnten.“