Erdbeben: Annäherung zwischen Türkei und Armenien?

Armenische Katastrophenhelfer sind im türkischen Erdbebengebiet aktiv. Zudem hat der armenische Außenminister Ararat Mirsojan seinen türkischen Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu besucht, nur wenige Tage, nachdem für einen Hilfskonvoi erstmals die seit Jahrzehnten blockierte Grenze zwischen beiden Staaten geöffnet wurde. Kommentatoren sehen eine Chance auf Überwindung der Feindschaft.

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T24 (TR) /

Solidarität und Dialog als Medizin

Positive Auswirkungen auf die bilateralen Beziehungen sieht Murat Sabuncu, Ex-Chefredakteur von Cumhuriyet, in T24:

„Die heutige Solidarität ist unvergesslich und wird einen wichtigen Einfluss auf die Beziehungen beider Länder haben. ... Ich trete einen Schritt zurück und betrachte die Menschen beider Länder, die dieser Schmerz zusammengeführt hat. Ich denke an die Ereignisse seit 1915. Und natürlich an [den 2007 ermordeten Journalisten der armenischen Minderheit in der Türkei] Hrant Dink. Seine Sätze kann ich nicht vergessen: 'Wer wird das Rezept ausstellen, wer ist unser Arzt? Die Armenier sind die Ärzte der Türken, die Türken sind die Ärzte der Armenier. Es gibt keinen anderen Arzt, keine andere Medizin, keinen anderen Heiler. Der Dialog ist das einzige Rezept.'“

Arkadi Dubnow (RU) /

Vielleicht geht es auch ohne Moskau

Außenpolitik-Experte Arkadi Dubnow sieht auf Facebook Chancen für eine Beilegung des Dauerkonflikts:

„[Das Treffen der Außenminister] zeigt die Dialogbereitschaft Ankaras und Eriwans. Die Öffnung des Transportkorridors nach 30 Jahren könnte der Schlüssel zur endgültigen Aufhebung der türkischen Blockade Armeniens sein. All dies ist natürlich nur angebunden an einen Friedensprozess zwischen Armenien und Aserbaidschan möglich. Auch hier - toi toi toi - geht es nicht in Richtung eines neuen Kriegs. ... Moskau wird zwar nicht müde zu sagen, Frieden im Südkaukasus könne nur mithilfe Russlands hergestellt werden und jede Vermittlung des Westens sei äußerst schädlich. Doch wäre es spannend zu beobachten, wenn man dort alles alleine regelt, ohne unsere Beteiligung.“