9. November: Gedenken in unruhigen Zeiten

85 Jahre nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 mit brennenden Synagogen und zerstörten jüdischen Geschäften wächst die Sorge über einen ansteigenden Antisemitismus in Europa und insbesondere in Deutschland. Kommentatoren warnen vor Geschichtsvergessenheit und betonen auch angesichts des aktuellen Krieges in Nahost die Bedeutung von Solidarität mit Israel und jüdischen Menschen.

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Dagens Nyheter (SE) /

Der Antisemitismus muss verschwinden

Dagens Nyheter sorgt sich:

„Die extreme Rechte droht mit direkter Gewalt. Die Linksextremisten verbreiten Botschaften darüber, wie die 'Zionisten' die Medien kontrollieren. Islamistische Extremisten stellen Juden als existenzielle Bedrohung für Muslime dar. ... Wohin werden die heutigen schwedischen Juden fliehen, wenn sie endlich genug von Schikanen, Morddrohungen, Online-Hass und Parolen über ein Palästina vom Fluss bis zum Meer haben? Nach Israel, das von feindlichen Staaten umgeben ist und Tür an Tür mit einer Terrorgruppe steht, die einen zweiten Holocaust herbeiführen will? Da gibt es nur eine Antwort: Nirgendwohin. Es ist der Antisemitismus, der verschwinden muss.“

Jyllands-Posten (DK) /

Schutz der Juden unser aller Verantwortung

Jyllands-Posten mahnt:

„Ein antisemitisches Monster ist wieder einmal auf den Straßen Europas losgelassen worden, weil zu viele weggeschaut haben und nicht erkannt haben, dass die Konflikte des Nahen Ostens nach Europa importiert wurden, ohne dass viele sich für die Konsequenzen interessiert haben. ... 'Nie wieder', lautete die allgemeine Lehre aus der nationalsozialistischen Judenvernichtung. ... Doch 85 Jahre nach der Pogromnacht fürchten Juden erneut um ihr Leben. Wir haben die Versprechen nicht erfüllt. ... Israel – und die Sicherheit der Juden – liegt in der Verantwortung und Verpflichtung von uns allen. Und es hat nichts mit dem anhaltenden unseligen Krieg in Gaza zu tun.“

La Tribune de Genève (CH) /

Schandfleck für Europa

Europa muss seinen Werten treu bleiben, fordert La Tribune de Genève:

„Die Erinnerung an den Holocaust macht den Ausbruch der antisemitischen Vorfälle seit dem 7. Oktober zu einem Schandfleck, einer Beschmutzung der europäischen Seele. Welches Europa, welche Schweiz könnte in ihren Werten fortbestehen, wenn sie gegenüber dem abscheulichsten Ausdruck des Hasses, der zur 'Endlösung' führte, gleichgültig bleibt? … Der Konflikt im Nahen Osten konfrontiert uns schließlich mit Individuen und Gruppen, die allein die Verurteilung Israels zu ihrem religiösen oder wahltaktischen Geschäft machen. Sie gehen sogar so weit, eine islamofaschistische, antisemitische Organisation, die ein Pogrom verübt, als Widerstand zu betrachten. Ein Vergehen gegen die Erinnerung und das, was uns verbindet.“