Rumänien: Ringier feuert Zeitungsredakteure

Das Schweizer Medienunternehmen Ringier hat in Rumänien mehrere leitende Journalisten der Tageszeitung Libertatea entlassen. Das Blatt enthüllte in den vergangenen Jahren zahlreiche Korruptionsskandale und ist die meistgelesene Zeitung im Land. Ringier begründete die Entscheidung mit zurückgegangenen Einnahmen. Kommentatoren sorgen sich um die Pressefreiheit und beklagen profitorientierte Interessen.

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Libertatea (RO) /

Verlierer sind die Leser

Die Journalistin Elena Stancu verabschiedet sich mit ihrem Kommentar von Libertatea:

„Es ist mal wieder wieder das Publikum, das verliert, die rumänische Gesellschaft, in der Missstände und Korruption oft unbemerkt durchkommen und in der Veränderungen, unsere Vergangenheit und unsere Identität nicht thematisiert werden. ... Wir befürchten, dass die Journalisten der 'Libertatea', die entlassen wurden und die, die noch entlassen werden sollen, weil sie für die Wahrheit kämpften, in ihrem Kampf alleine bleiben werden, der nicht nur der ihre ist. Es wird immer unaushaltbarer, im Jahr 2023 Journalist zu sein. Man hat nichts zu gewinnen, sondern nur zu verlieren. ... Und es ist schwer zu sagen, was die Öffentlichkeit tun sollte, außer finanzielle Unterstützung zu leisten und darauf zu achten, welche Art von Presse sie konsumiert.“

Spotmedia (RO) /

Es geht nur um Profit

Der Journalist Emilian Isaila analysiert in Spotmedia die Interessen des in vielen Ländern Osteuropas tätigen Medienkonzerns:

„Ringier ist ein Unternehmen, das ausschließlich an den Profit denkt. Zwischen Ringier und einer Nagelfabrik gibt es keinerlei Unterschied, was ethische Prinzipien, Moral und die Unterstützung einer offenen Gesellschaft angeht, mit Ausnahme der Tatsache, dass die Schweizer Firma diese Werte nutzt, um das Vertrauen des Publikums zu gewinnen, ohne das es in der Massenmedien-Branche ja auch gar nicht agieren kann. ... Sie braucht zumindest einen Hauch von Glaubwürdigkeit, damit die Leute auf ihre Website klicken oder ihre Zeitung kaufen. Was bei 'Libertatea' geschehen ist, ist ein Alarmsignal.“